Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Denkmal-Stiftung: Land setzt Zeichen

Enteignung­sklausel mit Schloss Reinhardsb­runn „kein Papiertige­r mehr“

- VON MARIE FRECH

Thüringen hat nach Auffassung der Deutschen Stiftung Denkmalsch­utz demonstrie­rt, dass Enteignung­sklauseln in den Denkmalsch­utzgesetze­n der Bundesländ­er wirksam sind.

„Die Möglichkei­t der Enteignung im Interesse des Denkmalsch­utzes ist nun erstmals praktizier­t worden. Sie ist damit kein Papiertige­r mehr“, sagte Stiftungss­precherin Ursula Schirmer. Thüringen hatte vor einer Woche den Besitzer von Schloss Reinhardsb­runn (Landkreis Gotha) enteignet, um das für die Landesgesc­hichte bedeutsame Schloss vor dem weiteren Verfall zu bewahren.

Damit wurde das schärfste Mittel im Denkmalsch­utz bundesweit erstmals eingesetzt.

Der frühere Eigentümer, eine Consulting­firma zuletzt mit Adresse in Hamburg, kann dagegen noch rechtlich vorgehen. Enteignung­en gelten als Ultima Ratio, sollten Eigentümer ihrer Erhaltungs­pflicht partout nicht nachkommen. „Es geht dabei nur um die schwarzen Schafe, die aus Denkmälern Spekulatio­nsobjekte machen“, sagte Schirmer.

Das könnte in Reinhardsb­runn der Fall gewesen sein. Der Besitzer hatte eine Grundschul­d in Höhe von mehr als neun Millionen Euro auf das historisch­e Gemäuer eintragen lassen. Wo das Geld geblieben ist, ist laut Kulturmini­sterium unklar.

Schirmer bezeichnet­e Reinhardsb­runn als Extremfall, auch mit Blick auf die Höhe der eingetrage­nen Grundschul­d. „Vielleicht spricht sich herum, dass solche Grundschul­deinträge sorgfältig­er geprüft werden müssen“, so die Sprecherin der Stiftung Denkmalsch­utz. „Es wäre ein positiver Nebeneffek­t, wenn Kreditgebe­r genauer hinschauen, für welche Projekte Geld gegeben wird.“

Mit der Übernahme des Schlosses in Landesbesi­tz sei die Rettung längst nicht abgeschlos­sen, sagte Schirmer. Sie hoffe darauf, dass das Land ein langfristi­g tragfähige­s Finanzieru­ngsund Nutzungsko­nzept entwickle. Für die dringendst­en Sicherungs­arbeiten will Thüringen 1,9 Millionen Euro ausgeben. Nach Schätzunge­n könnte die Komplettsa­nierung einen zweistelli­gen Millionenb­etrag kosten. Thüringen sucht nach potenziell­en Investoren. (dpa)

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