Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Sechsjährige angeschossen
Polizei schließt Jagdunfall nicht aus – Projektil gefunden
Ein sechsjähriges Mädchen ist in einer Gartenanlage in Großsaara (Kreis Greiz) angeschossen worden. Die Ermittler gehen bei dem Vorfall am Samstag von einem Jagdunfall aus, wie ein Polizeisprecher sagte. Es wird aber auch in andere Richtungen ermittelt.
Das Mädchen soll Verletzungen unter anderem im Beckenbereich erlitten haben. Die Ärzte konnten sie stabilisieren, bestätigte der Polizeisprecher. Der Notruf, dass ein Kind angeschossen wurde, ging am Samstag kurz vor 19 Uhr ein. Als die ersten Beamten eintrafen, „vernahmen sie weitere Schüsse im Umfeld der Gartenanlage“, so der Polizeisprecher. Mithilfe des Polizeihubschraubers wurde eine Jagdgesellschaft festgestellt. Beamte beendeten sofort das Treiben der Jäger in der Nähe der Gartenanlage. Offenbar lauerten Jäger am Rand eines Feldes, auf dem geerntet wurde, darauf, dass Mähdrescher oder Traktoren Wild aufscheuchen. Wieso vermutlich auch in Richtung der Gärten gefeuert wurde, war gestern noch unklar. Die Polizei konnte Sonntagnachmittag das mutmaßliche Projektil finden, von dem das Kind getroffen wurde. Das Landeskriminalamt prüft nun, ob das Geschoss aus einer der sichergestellten Jagdwaffen stammt. (red)
Es ist der absolute Alptraum. An einem perfekter Sommerabend im Garten wird in Ostthüringen ein sechsjähriges Mädchen plötzlich von einem Geschoss getroffen, bricht blutend zusammen. Der Notruf erreicht kurz vor 19 Uhr am Samstag die Einsatzzentrale der Polizei in Erfurt. Ein Rettungssanitäter und Beamte machen sich auf den Weg in die Gartensiedlung bei Großsaara im Kreis Greiz. Die Polizisten und Retter wissen zu dem Zeitpunkt noch nicht, was sie wirklich erwartet.
Nach der medizinischen Notversorgung transportieren die Beamten „unter Begleitung des Rettungssanitäters“das Kind nach Gera in ein Krankenhaus. Wieso der Rettungswagen fehlte, kann die Polizei am Sonntag nicht beantworten. Allerdings liegt das Krankenhaus Gera nicht weit vom Unfallort entfernt.
Dort wird schnell klar, das Mädchen muss zur Behandlung ins Uniklinikum nach Jena. Die Schwerverletzte wird noch am Samstag dorthin transportiert. Ein Notfallteam wartet bereits.
Schnell heißt es, das Mädchen sei außer Lebensgefahr. Von Verletzungen unter anderem im Beckenbereich ist die Rede. Eine offizielle Bestätigung gibt es nicht. Die Polizei spricht in ihrer ersten Mitteilung am Sonntagmorgen davon, dass das Kind offensichtlich durch einen Schuss verletzt worden sei.
„Beim Eintreffen der Beamten vor Ort vernahmen diese weitere Schüsse im Umfeld der Gartenanlage“, heißt es bei der Polizei. Weil die Polizisten nicht genau wissen, was dort passiert, wird der Hubschrauber angefordert. Mit seiner Hilfe werden in der Nähe der Gärten Jäger bei der Jagd ausfindig gemacht. Diese haben den dramatischen Unfall noch gar nicht bemerkt.
„Beim Eintreffen vernahmen die Beamten weitere Schüsse im Umfeld der Gartenanlage.“
Aus dem Polizeibericht
Polizisten unterbinden sofort das Fortsetzen der Jagd. Sie nehmen die Namen der Beteiligten auf und stellen deren Jagdwaffen sicher. Ob das Mädchen wirklich von einem Projektil aus einer der Flinten getroffen wurde, steht bisher nicht fest. Derzeit sei es aber die wahrscheinlichste Möglichkeit, betont ein Polizeisprecher.
Experten suchen seit Sonntagmittag nach dem Geschoss, welches das Mädchen verletzt hat. Die Ermittler haben die Hoffnung, auf diese Weise die Waffe und den Schützen identifizieren zu können. Genau das stellt die Beamten vor ein Problem. Denn niemand weiß, woher genau der Schuss kam und wohin das Projektil weiter geflogen ist.
Denn das Mädchen erleidet einen Durchschuss. Nach Informationen dieser Zeitung werden bei der Notoperation keine Splitter oder Reste von Munition im Körper des Kindes gefunden. Daher vermutet die Polizei, dass die Munition keine Schrotladung war.
Gestern gegen Mittag rückt noch einmal ein größeres Polizeiaufgebot in der Gartenanlage bei Großsaara an. Experten der technischen Einheit der Bereitschaftspolizei sollen unter anderem mit Metalldetektoren nach dem Projektil suchen. Denn die Gärten mit Hecken, Sträuchern Stauden und Bäumen bieten zahlreiche Möglichkeiten, wo das Geschoss lagern kann. Doch die Polizei hat gegen 16 Uhr Erfolg und sichert das mutmaßliche Projektil.
Die Ermittlungen führt die Kriminalpolizei Gera. Die Beamten beschäftigt auch, wieso die Jäger so dicht neben den Gärten geschossen haben. Gärtner sagen, sie seien über eine Jagd am Samstagabend nicht informiert worden. Viele der Parzellen seien gut besucht gewesen.