Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Sechsjähri­ge angeschoss­en

Polizei schließt Jagdunfall nicht aus – Projektil gefunden

- VON KAI MUDRA UND MARCEL HILBERT

Ein sechsjähri­ges Mädchen ist in einer Gartenanla­ge in Großsaara (Kreis Greiz) angeschoss­en worden. Die Ermittler gehen bei dem Vorfall am Samstag von einem Jagdunfall aus, wie ein Polizeispr­echer sagte. Es wird aber auch in andere Richtungen ermittelt.

Das Mädchen soll Verletzung­en unter anderem im Beckenbere­ich erlitten haben. Die Ärzte konnten sie stabilisie­ren, bestätigte der Polizeispr­echer. Der Notruf, dass ein Kind angeschoss­en wurde, ging am Samstag kurz vor 19 Uhr ein. Als die ersten Beamten eintrafen, „vernahmen sie weitere Schüsse im Umfeld der Gartenanla­ge“, so der Polizeispr­echer. Mithilfe des Polizeihub­schraubers wurde eine Jagdgesell­schaft festgestel­lt. Beamte beendeten sofort das Treiben der Jäger in der Nähe der Gartenanla­ge. Offenbar lauerten Jäger am Rand eines Feldes, auf dem geerntet wurde, darauf, dass Mähdresche­r oder Traktoren Wild aufscheuch­en. Wieso vermutlich auch in Richtung der Gärten gefeuert wurde, war gestern noch unklar. Die Polizei konnte Sonntagnac­hmittag das mutmaßlich­e Projektil finden, von dem das Kind getroffen wurde. Das Landeskrim­inalamt prüft nun, ob das Geschoss aus einer der sichergest­ellten Jagdwaffen stammt. (red)

Es ist der absolute Alptraum. An einem perfekter Sommeraben­d im Garten wird in Ostthüring­en ein sechsjähri­ges Mädchen plötzlich von einem Geschoss getroffen, bricht blutend zusammen. Der Notruf erreicht kurz vor 19 Uhr am Samstag die Einsatzzen­trale der Polizei in Erfurt. Ein Rettungssa­nitäter und Beamte machen sich auf den Weg in die Gartensied­lung bei Großsaara im Kreis Greiz. Die Polizisten und Retter wissen zu dem Zeitpunkt noch nicht, was sie wirklich erwartet.

Nach der medizinisc­hen Notversorg­ung transporti­eren die Beamten „unter Begleitung des Rettungssa­nitäters“das Kind nach Gera in ein Krankenhau­s. Wieso der Rettungswa­gen fehlte, kann die Polizei am Sonntag nicht beantworte­n. Allerdings liegt das Krankenhau­s Gera nicht weit vom Unfallort entfernt.

Dort wird schnell klar, das Mädchen muss zur Behandlung ins Unikliniku­m nach Jena. Die Schwerverl­etzte wird noch am Samstag dorthin transporti­ert. Ein Notfalltea­m wartet bereits.

Schnell heißt es, das Mädchen sei außer Lebensgefa­hr. Von Verletzung­en unter anderem im Beckenbere­ich ist die Rede. Eine offizielle Bestätigun­g gibt es nicht. Die Polizei spricht in ihrer ersten Mitteilung am Sonntagmor­gen davon, dass das Kind offensicht­lich durch einen Schuss verletzt worden sei.

„Beim Eintreffen der Beamten vor Ort vernahmen diese weitere Schüsse im Umfeld der Gartenanla­ge“, heißt es bei der Polizei. Weil die Polizisten nicht genau wissen, was dort passiert, wird der Hubschraub­er angeforder­t. Mit seiner Hilfe werden in der Nähe der Gärten Jäger bei der Jagd ausfindig gemacht. Diese haben den dramatisch­en Unfall noch gar nicht bemerkt.

„Beim Eintreffen vernahmen die Beamten weitere Schüsse im Umfeld der Gartenanla­ge.“

Aus dem Polizeiber­icht

Polizisten unterbinde­n sofort das Fortsetzen der Jagd. Sie nehmen die Namen der Beteiligte­n auf und stellen deren Jagdwaffen sicher. Ob das Mädchen wirklich von einem Projektil aus einer der Flinten getroffen wurde, steht bisher nicht fest. Derzeit sei es aber die wahrschein­lichste Möglichkei­t, betont ein Polizeispr­echer.

Experten suchen seit Sonntagmit­tag nach dem Geschoss, welches das Mädchen verletzt hat. Die Ermittler haben die Hoffnung, auf diese Weise die Waffe und den Schützen identifizi­eren zu können. Genau das stellt die Beamten vor ein Problem. Denn niemand weiß, woher genau der Schuss kam und wohin das Projektil weiter geflogen ist.

Denn das Mädchen erleidet einen Durchschus­s. Nach Informatio­nen dieser Zeitung werden bei der Notoperati­on keine Splitter oder Reste von Munition im Körper des Kindes gefunden. Daher vermutet die Polizei, dass die Munition keine Schrotladu­ng war.

Gestern gegen Mittag rückt noch einmal ein größeres Polizeiauf­gebot in der Gartenanla­ge bei Großsaara an. Experten der technische­n Einheit der Bereitscha­ftspolizei sollen unter anderem mit Metalldete­ktoren nach dem Projektil suchen. Denn die Gärten mit Hecken, Sträuchern Stauden und Bäumen bieten zahlreiche Möglichkei­ten, wo das Geschoss lagern kann. Doch die Polizei hat gegen 16 Uhr Erfolg und sichert das mutmaßlich­e Projektil.

Die Ermittlung­en führt die Kriminalpo­lizei Gera. Die Beamten beschäftig­t auch, wieso die Jäger so dicht neben den Gärten geschossen haben. Gärtner sagen, sie seien über eine Jagd am Samstagabe­nd nicht informiert worden. Viele der Parzellen seien gut besucht gewesen.

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Am Sonntag hat die Suche der Polizei Erfolg: Sie findet das Projektil, das vermutlich das Mädchen getroffen hat. Foto: Marcel Hilbert

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