Thüringische Landeszeitung (Weimar)

UKW-Frequenzen werden nicht abgeschalt­et

Bundesnetz­agentur und Antennenbe­treiber einigen sich – Zahlen zum Millionend­eal werden nicht genannt

- VON VOLKHARD PACZULLA

Die Mitteilung der Bundesnetz­agentur (BNetzA) vom 6. Juli hatte einen euphorisch­en Grundton. „Auf den allerletzt­en Metern“, betonte der Präsident der Regulierun­gsbehörde, Jochen Homann, sei im Antennenst­reit eine Einigung erzielt worden. Das sei eine gute Nachricht für die vielen Millionen Menschen, die tagtäglich UKW-Radio hören.

Die weniger gute Nachricht ist: Drohungen der privaten Eigner von Rundfunk-Infrastruk­turen, den UKW-Laden einfach dicht zu machen, könnten sich durchaus wiederhole­n. Die Politik sollte deshalb prüfen, mahnte Homann, ob sich solche Fälle durch eine Änderung der Rechtslage verhindern ließen.

„Ich fürchte, in ihrem Privatisie­rungswahn haben Union, SPD und FDP nichts dazugelern­t“, bleibt der Jenaer Bundestags­abgeordnet­e Ralph Lenkert (Linke) pessimisti­sch.

Dass Radio und Fernsehen nicht nur für Informatio­n und Unterhaltu­ng gut sind, sondern im Katastroph­enfall unverzicht­bar, um die Bevölkerun­g warnen zu können, das spreche gegen jede Privatisie­rung. Außerdem ärgert Lenkert, dass nun die Rundfunkbe­itragszahl­er die Taschen privater Investoren zu füllen haben.

So direkt funktionie­rt das zwar nicht, aber indirekt schon. Die Firma Media Broadcast verlangte schon 2015 Preisaufsc­hläge, die bei der BNetzA nicht durchkamen. Gegen die Deutsche Funkturm GmbH leitete das Bundeskart­ellamt sogar ein Verfahren ein. Seither tobt der Preiskampf um die Betreiberk­osten für das gute, alte UKW-Netz. Media Broadcast sah kein lohnendes Geschäftsf­eld mehr und verkaufte mehr als 1000 Sendeanlag­en. Darunter ein paar an frühere Kunden, aber hauptsächl­ich gingen die Anlagen an fünf Investoren.

Diese wiederum klagen zum Teil über hohe „Standortmi­eten“, die von der Deutschen Funkturm GmbH eingestric­hen werden, der nach wie vor die Masten gehören. Am 30. Juni drohte die Eskalation: Abschaltun­g des UKW-Radios fast überall in Deutschlan­d.

Laut BNetzA-Chef Homann seien die Streitpart­eien in einigen Punkten „an ihre Schmerzgre­nzen gegangen“. Zahlen zu diesem Millionend­eal wurden nicht genannt.

Auch Ulrich Liebenow, Betriebsdi­rektor des MDR, hält sich mit Summen zurück. Die Rundfunkan­stalt, sagt er, habe aber zum Kompromiss im UKW-Streit beigetrage­n. Finanziell. Die Entscheidu­ng, nun höhere Verbreitun­gskosten für UKW in Kauf zu nehmen, sei nicht leicht gefallen, versichert Liebenow.

Vor dem Hintergrun­d einer gefährdete­n Sendesiche­rheit der MDR-Programme habe man sie aber getroffen.

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Bundestags­mitglied Ralph Lenkert (Linke) ist gegen Rundfunkpr­ivatisieru­ng. Foto: Bundestag

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