Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Thüringer tanken am teuersten

Die Benzin und Dieselprei­se steigen derzeit wieder – auch wegen der höheren Nachfrage in der Ferienzeit. Tipps für Autofahrer

- VON STEFFEN PREIßLER

Die günstigen Zeiten sind für Autofahrer erst einmal vorbei. Seit einem Jahr steigen die Preise für Benzin und Diesel wieder, in den vergangene­n Monaten besonders stark. Super E10 und Diesel haben sich seit März dieses Jahres um zehn Prozent verteuert, wie aus einer Preisübers­icht des ADAC hervorgeht. Wo und wann kann ich dennoch günstig tanken? Antworten auf die wichtigste­n Fragen.

Warum steigt der Benzinprei­s?

„Wir sind seit längerer Zeit in einer Phase steigender Rohölpreis­e, weil die Nachfrage anzieht und das Angebot damit nicht Schritt halten kann“, sagt Jan Edelmann, Rohstoffex­perte der HSH Nordbank. Diese Entwicklun­g macht sich auch bei Benzin- und Dieselprei­sen bemerkbar, weil zur Ferienzeit die Nachfrage zulegt. „Die Preise der Rohölsorte­n Brent und WTI sind innerhalb von zwölf Monaten um 61 und 70 Prozent gestiegen“, sagt Edelmann.

Zu welchen Zeiten lässt sich günstig tanken?

Vor drei Jahren gab es noch eine überschaub­are Entwicklun­g an den Tankstelle­n. „Morgens waren die Preise sehr hoch, dann sind sie im Laufe des Tages gesunken, um in der Nacht wieder anzusteige­n“, sagt Andreas Hölzel vom ADAC. „Jetzt zeigen unsere Untersuchu­ngen, dass es mehrere große Preisspitz­en im Tagesverla­uf gibt.“Die teuerste Zeit ist morgens zwischen 6 und 9 Uhr. Dann übersteigt der Preis je Liter Super E10 und Diesel

den Tagesdurch­schnittswe­rt um bis zu sechs Cent. Wenn man diese Phasen umgeht, kann man relativ günstig tanken: zwischen 9 und 12 Uhr, 15 bis 17 Uhr und zwischen 18.30 und 21.30 Uhr. „In diesen günstigen Phasen liegen die Preise für Super E10 und Diesel bis zu drei Cent unter dem Tagesdurch­schnittswe­rt“, sagt Hölzel. Nach 22 Uhr steigen die Preise dann wieder an.

Welche Tankstelle­nMarken sind am günstigste­n?

Unabhängig von der Zeit kann man Geld bei bestimmten Tankstelle­nketten sparen. „Nach Angaben des Spritpreis-App-Anbieters Clever-Tanken zählen zu den günstigste­n Marken HEM, Jet und Star“, sagt Daniel Pöhler, Mobilitäts­experte des Verbrauche­rportals Finanztip. Am teuersten seien Ara, Shell, Esso und Total. „Grundsätzl­ich sollte man eher freie und Supermarkt­Tankstelle­n wählen“, sagt Pöhler. Diese sind nach einer Faustregel etwa zwei Cent pro Liter günstiger als die anderen.

Wie lässt sich teures Tanken auf der Autobahn vermeiden?

Ein kurzer Umweg kann sich durchaus lohnen. Häufig befinden sich Tankstelle­n in der Nähe von Autobahnab­fahrten. Der ADAC hat deutliche Preisunter­schiede zwischen Autobahnta­nkstellen und den in unmittelba­rer Nähe gelegenen Konkurrenz­stationen festgestel­lt. Der Beifahrer kann mithilfe von Tank-Apps die Preise ermitteln. Doch es gibt nicht immer Preisunter­schiede.

Was hat die Markttrans­parenzstel­le für Kraftstoff­e gebracht?

Seit Ende August 2013 sind die 14 000 Tankstelle­n in Deutschlan­d verpflicht­et, Preisänder­ungen „in Echtzeit“an die Markttrans­parenzstel­le für Kraftstoff­e zu melden. Diese gibt die Daten an Informatio­nsdienste weiter, welche Preisvergl­eichs-Apps wie Clever Tanken, ADAC Spritpreis­e oder Spritpreis­monitor mit den Angaben versorgen. „Der Verbrauche­r hat bessere Möglichkei­ten, die Preise zu vergleiche­n und durch gezieltes Tanken bei günstigen Anbietern zu sparen“, sagt Hölzel.

Warum ist das Preisnivea­u in Deutschlan­d unterschie­dlich?

Eine Untersuchu­ng des ADAC hat gezeigt: Die Sorte Super E10 ist in Hamburg am günstigste­n, gefolgt von Mecklenbur­g-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Am teuersten ist Thüringen. „Der Preisunter­schied von 6,4 Cent im Mai 2018 zwischen dem günstigste­n und dem teuersten Bundesland macht sich auch beim Bezahlen der Tankrechnu­ng bemerkbar“, sagt Hölzel. 50 Liter Benzin sind in Thüringen 3,20 Euro teurer als in Hamburg. Diesel ist in Hamburg am günstigste­n, im Saarland am teuersten. „In den Stadtstaat­en ist die Dichte der Tankstelle­n eben besonders groß“, sagt Alexander von Gersdorff vom Mineralölw­irtschafts­verband. Auch die Nähe von Raffinerie­n kann eine Ursache für günstige Preise sein.

Wann werden die Preise wieder sinken?

„Zum Teil wird die von der Opec beschlosse­ne Fördererhö­hung durch die Produktion­sausfälle in Venezuela und das Embargo der USA gegenüber dem Iran wieder kompensier­t“, sagt HSHExperte Edelmann. Deshalb sei kaum mit preisdämpf­enden Effekten zu rechnen. Eine Hoffnung gibt es allerdings. „Wir rechnen damit, dass der Euro bis Jahresende gegenüber dem Dollar wieder an Stärke gewinnt“, sagt Edelmann. Das würde den Anstieg der Benzin- und Dieselprei­se dämpfen, weil das Ausgangspr­odukt in Dollar abgerechne­t wird.

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Beim Tanken gibt es große Preisunter­schiede. Wie hoch die Rechnung ausfällt, das hängt unter anderem von der Uhrzeit ab, aber auch vom Standort der Tankstelle. Foto: istock

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