Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Thüringer tanken am teuersten
Die Benzin und Dieselpreise steigen derzeit wieder – auch wegen der höheren Nachfrage in der Ferienzeit. Tipps für Autofahrer
Die günstigen Zeiten sind für Autofahrer erst einmal vorbei. Seit einem Jahr steigen die Preise für Benzin und Diesel wieder, in den vergangenen Monaten besonders stark. Super E10 und Diesel haben sich seit März dieses Jahres um zehn Prozent verteuert, wie aus einer Preisübersicht des ADAC hervorgeht. Wo und wann kann ich dennoch günstig tanken? Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Warum steigt der Benzinpreis?
„Wir sind seit längerer Zeit in einer Phase steigender Rohölpreise, weil die Nachfrage anzieht und das Angebot damit nicht Schritt halten kann“, sagt Jan Edelmann, Rohstoffexperte der HSH Nordbank. Diese Entwicklung macht sich auch bei Benzin- und Dieselpreisen bemerkbar, weil zur Ferienzeit die Nachfrage zulegt. „Die Preise der Rohölsorten Brent und WTI sind innerhalb von zwölf Monaten um 61 und 70 Prozent gestiegen“, sagt Edelmann.
Zu welchen Zeiten lässt sich günstig tanken?
Vor drei Jahren gab es noch eine überschaubare Entwicklung an den Tankstellen. „Morgens waren die Preise sehr hoch, dann sind sie im Laufe des Tages gesunken, um in der Nacht wieder anzusteigen“, sagt Andreas Hölzel vom ADAC. „Jetzt zeigen unsere Untersuchungen, dass es mehrere große Preisspitzen im Tagesverlauf gibt.“Die teuerste Zeit ist morgens zwischen 6 und 9 Uhr. Dann übersteigt der Preis je Liter Super E10 und Diesel
den Tagesdurchschnittswert um bis zu sechs Cent. Wenn man diese Phasen umgeht, kann man relativ günstig tanken: zwischen 9 und 12 Uhr, 15 bis 17 Uhr und zwischen 18.30 und 21.30 Uhr. „In diesen günstigen Phasen liegen die Preise für Super E10 und Diesel bis zu drei Cent unter dem Tagesdurchschnittswert“, sagt Hölzel. Nach 22 Uhr steigen die Preise dann wieder an.
Welche TankstellenMarken sind am günstigsten?
Unabhängig von der Zeit kann man Geld bei bestimmten Tankstellenketten sparen. „Nach Angaben des Spritpreis-App-Anbieters Clever-Tanken zählen zu den günstigsten Marken HEM, Jet und Star“, sagt Daniel Pöhler, Mobilitätsexperte des Verbraucherportals Finanztip. Am teuersten seien Ara, Shell, Esso und Total. „Grundsätzlich sollte man eher freie und SupermarktTankstellen wählen“, sagt Pöhler. Diese sind nach einer Faustregel etwa zwei Cent pro Liter günstiger als die anderen.
Wie lässt sich teures Tanken auf der Autobahn vermeiden?
Ein kurzer Umweg kann sich durchaus lohnen. Häufig befinden sich Tankstellen in der Nähe von Autobahnabfahrten. Der ADAC hat deutliche Preisunterschiede zwischen Autobahntankstellen und den in unmittelbarer Nähe gelegenen Konkurrenzstationen festgestellt. Der Beifahrer kann mithilfe von Tank-Apps die Preise ermitteln. Doch es gibt nicht immer Preisunterschiede.
Was hat die Markttransparenzstelle für Kraftstoffe gebracht?
Seit Ende August 2013 sind die 14 000 Tankstellen in Deutschland verpflichtet, Preisänderungen „in Echtzeit“an die Markttransparenzstelle für Kraftstoffe zu melden. Diese gibt die Daten an Informationsdienste weiter, welche Preisvergleichs-Apps wie Clever Tanken, ADAC Spritpreise oder Spritpreismonitor mit den Angaben versorgen. „Der Verbraucher hat bessere Möglichkeiten, die Preise zu vergleichen und durch gezieltes Tanken bei günstigen Anbietern zu sparen“, sagt Hölzel.
Warum ist das Preisniveau in Deutschland unterschiedlich?
Eine Untersuchung des ADAC hat gezeigt: Die Sorte Super E10 ist in Hamburg am günstigsten, gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Am teuersten ist Thüringen. „Der Preisunterschied von 6,4 Cent im Mai 2018 zwischen dem günstigsten und dem teuersten Bundesland macht sich auch beim Bezahlen der Tankrechnung bemerkbar“, sagt Hölzel. 50 Liter Benzin sind in Thüringen 3,20 Euro teurer als in Hamburg. Diesel ist in Hamburg am günstigsten, im Saarland am teuersten. „In den Stadtstaaten ist die Dichte der Tankstellen eben besonders groß“, sagt Alexander von Gersdorff vom Mineralölwirtschaftsverband. Auch die Nähe von Raffinerien kann eine Ursache für günstige Preise sein.
Wann werden die Preise wieder sinken?
„Zum Teil wird die von der Opec beschlossene Fördererhöhung durch die Produktionsausfälle in Venezuela und das Embargo der USA gegenüber dem Iran wieder kompensiert“, sagt HSHExperte Edelmann. Deshalb sei kaum mit preisdämpfenden Effekten zu rechnen. Eine Hoffnung gibt es allerdings. „Wir rechnen damit, dass der Euro bis Jahresende gegenüber dem Dollar wieder an Stärke gewinnt“, sagt Edelmann. Das würde den Anstieg der Benzin- und Dieselpreise dämpfen, weil das Ausgangsprodukt in Dollar abgerechnet wird.