Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Belgien glaubt an eine große Zukunft
Spiel um platz 3: Nach dem 2:0 gegen England können sich die Roten Teufel hochleben lassen. Es ist der größte Erfolg ihrer WMGeschichte
Stolz traten Belgiens Fußball-Stars die Heimreise an, um sich vom Königspaar und den Fans in Brüssel feiern zu lassen. Beim nächsten Mal will die „brillante Generation“aber nicht mit dem bronzenen Trostpreis, sondern mit einem glänzenden Pokal nach Hause kommen.
„Wir hatten ein tolles Turnier und haben die Belgier glücklich gemacht“, befand Kapitän Eden Hazard nach dem 2:0 (1:0)-Sieg im Spiel um Platz drei gegen schwache Engländer. Mit der historischen ersten belgischen WM-Medaille um den Hals nahm der 27-Jährige gleich die nächsten Ziele ins Visier: „Wir haben eine tolle Zukunft vor uns.“Auch Kevin De Bruyne sagte: „Vielleicht kommt der Rest bei der nächsten WM.“
Trainer Martinez ist „extrem stolz“
Trainer Roberto Martinez, dessen Vertrag bis zur Europameisterschaft 2020 läuft, ist nach dem besten Ergebnis der belgischen WM-Geschichte für die nächsten Jahre nicht bange. „Diese Spieler haben einen neuen Standard im Nationalteam gesetzt“, sagte der Spanier und forderte: „Geht diese Siegermentalität auch in den Nachwuchs über, dann entwickeln wir uns weiter.“
Martinez, seit 2016 im Amt, zeigte sich „extrem stolz“auf seine Mannschaft, die im Turnier nur die schmerzhafte Niederlage im Halbfinale gegen Frankreich (0:1) hinnehmen musste und 16 Tore erzielte. „Wir hatten zehn verschiedene Torschützen, das gab es bisher erst zweimal bei einer WM. Diese Mannschaft bricht Rekorde auf die richtige Art“, sagte der 45-Jährige. Frankreich (1982) und Italien (2006) hatten diese Bestmarke gesetzt.
Schon vor dem Empfang am Sonntagmittag im Schloss Laeken schickte das Königshaus um den Regenten Philippe Grüße nach St. Petersburg. „Ihr habt uns während dieser wunderschönen Weltmeisterschaft vibrieren lassen. Merci!“, lautete die Twitter-Botschaft an die Roten Teufel aus dem royalen Haus.
Der Ex-Hamburger Vincent Kompany nannte die Helden von 1986 um Jean-Marie Pfaff, die in Mexiko den vierten Platz geholt hatten, als Vorbild. „Wir wollten hier noch ein Stück weitergehen“, sagte der Innenverteidiger, der den Halbfinal-Frust aber noch nicht ganz verdaut hatte: „Wir hätten auch das Finale gewonnen.“Dennoch freute sich der 32-Jährige auf die Party in Brüssel: „Die Leute wollen feiern und Bier trinken. Dafür brauchen sie uns, also kommen wir.“
Meunier und Hazard treffen gegen England
Überschüttet mit Lob wurden die Belgier, für die Thomas Meunier (4.) und Hazard (82.) zum verdienten Sieg gegen eine verjüngte englische Auswahl trafen, auch vom Gegner. „Was für außergewöhnliche Talente sie haben. Sie haben das beste Team in ihrer Geschichte“, gab Englands Teammanager Gareth Southgate beinahe ehrfürchtig zu Protokoll.
Die Spieler belgischen Spieler haben jedenfalls bei dem Turnier in Russland Blut geleckt. „Jetzt freuen wir uns, aber in ein paar Monaten beginnen wir einen neuen Traum“, sagte Abwehrspieler Toby Alderweireld. Doch zunächst freuten sich Hazard und Co. auf die Heimat und den verdienten Urlaub.
Beim WM-Finale am Sonntag blieb schließlich nur die Zuschauerrolle vor dem Fernseher. Wenn überhaupt. „Die Entscheidung liegt bei meinen Kindern“, sagte Hazard schmunzelnd am Samstag: „Wenn sie das Spiel sehen wollen, schauen wir es an. Wenn nicht, dann schauen wir etwas anderes.“Auch ein gefeierter WM-Star wie dieser Eden Hazard ist also nicht überall der Boss. (sid)