Thüringische Landeszeitung (Weimar)

WM 2022 in Katar: 48 Teilnehmer möglich

FifaPräsid­ent Infantino erwägt größeres Teilnehmer­feld für das nächste Turnier. Das würde mehr Einnahmen bringen. Doch es gibt Skepsis

- VON MICHAEL RYBERG

Wo steckte eigentlich Katar während der vergangene­n Fußball-Wochen? Das kleine arabische Emirat machte sich in Russland als Gastgeber der Weltmeiste­rschaft 2022 rar. Viel mehr als eine kleine Ausstellun­g im Moskauer Gorki-Park gab es zum Turnier, zur ersten WinterWM, nicht zu sehen. Immerhin ließ sich Katars Emir Tamim bin Hamad al-Thani am Sonntag beim Finale zwischen Frankreich und Kroatien (4:2) im Luschniki-Stadion sehen.

Der Emir hatte auch das Flair eines WM-Endspiels vor und im Stadion spüren wollen. Am 18. Dezember 2022 soll das Finale des größten Sportereig­nisses der Welt einige Kilometer nördlich der katarische­n Hauptstadt Doha und damit fast vor der Haustür des Emirs ausgetrage­n werden: im immerhin 86 250 Zuschauer fassenden Lusail Iconic Stadium.

Tamim bin Hamad al-Thani war allerdings auch vor Ort, um zu erörtern: Wäre sein Land bereit, eine WM erstmals mit 48 Nationen auszutrage­n? Die Ausweitung des Turniers war eigentlich erst für 2026 vorgesehen. Die USA, Kanada und Mexiko werden 48 statt 32 Teams sowie 80 statt 64 Spiele stemmen können. Aber Katar?

„Die Tür dazu ist leicht geöffnet, und wir werden in den nächsten Monaten sehen, wie es von hier aus weitergeht“, erklärte Fifa-Präsident Gianni Infantino in Moskau. „Das ist machbar“, bekräftigt­e Nasser al-Khater, der stellvertr­etende Organisati­onschef der Katar-WM. „Aber wir werden mit der Fifa über diese Entscheidu­ng diskutiere­n müssen“, schob sein Chef Hassan al-Thawadi nach.

Natürlich geht es der Fifa vor allem um Geld. 16 Nationen mehr, 16 Spiele mehr heißt mehr Einnahmen vom Fernsehen, von Sponsoren, aus Trikotverk­äufen, durch Eintrittsk­arten. Das alles würde gleichzeit­ig die Position von Fifa-Chef Infantino gerade bei den Profiteure­n der Aufstockun­g stärken, vorrangig also bei kleineren Fußball-Nationen. Infantino stellt sich schließlic­h am 5. Juni 2019 in Paris zur Wiederwahl.

All dem entgegen steht ein Küstenstaa­t, der von West nach Ost 80 Kilometer, von Nord nach Süd 180 Kilometer breit ist, nur 2,7 Millionen Einwohner hat und gerade einmal acht statt der bisher mindestens zwölf WM-Stadien stellt.

„Stockt man die WM auf, hätte das Folgen für Logistik und Infrastruk­tur“, mahnt Russlands Organisati­ons-Chef Alexej Sorokin. Das Argument kennt Gianni Infantino. Sogleich zog der Fifa-Chef in Erwägung, sich nach einem Co-Organisato­r für das kleine Katar umzusehen.

Was schwierig ist. Saudi-Arabien, Bahrain und die Vereinigte­n Arabischen Emirate haben den diplomatis­chen Dialog mit Katar eingestell­t. Vorwurf: Das Emirat unterstütz­e den Terrorismu­s. „Vielleicht ist es leichter, über Fußball zu sprechen als über andere Dinge“, sagte Infantino in Moskau auf die Frage nach einem zweiten TurnierGas­tgeber – ohne Saudi-Arabien zu nennen. Katars Nachbar könnte das logistisch­e Problem mit Stadien und einer guten Infrastruk­tur lösen. (mit dpa)

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Fußball verbindet: Wladimir Putin, Gianni Infantino und Emir alThani (von rechts). Foto: dpa

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