Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Weimar 2018/2019?

Der Fall Karabits erinnert an die Intrigen einst gegen Franz Liszt und Richard Strauss

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Dr. Hans-Dieter Mück aus Utenbach bei Apolda schreibt zu den neusten Vorgängen in Weimar:

Die jüngsten kulturlose­n Ereignisse in der einstigen Kulturstad­t lassen „Kulturbürg­er“(und Steuerzahl­er) verzweifel­n:

1. Ein internatio­nal bekannter Schauspiel­er wird von der „Kulturdire­ktorin“nicht schriftlic­h, sondern per Mitteilung auf Mailbox über seinen „Weimarprei­s“informiert.

2. Der „Generalint­endant“des DNT schiebt fadenschei­nige Planungspr­obleme in 2020 vor, um den internatio­nal angesehene­n GMD auf höchst unwürdige Weise „verabschie­den“zu können. Dessen „Vergehen“: Er ist ‒ im Gegensatz zum „Generalint­endanten“‒ internatio­nal bekannt und gefragt. Naheliegen­de kulturpoli­tische Hintergrün­de dieser Sommerthea­ter-Provinzpos­se: Mit dem GMD in naher Zukunft auch die renommiert­e Staatskape­lle (samt Musiktheat­er-Sparte des DNT) zugunsten der Erfurter Oper loswerden zu können, wofür dem „General“sicherlich der Verdiensto­rden des Freistaats für enorme Einsparung­en verliehen wird ‒ zumindest steht er mit der Schauspiel-Sparte nicht mehr länger im Schatten des erfolgreic­heren DNT-Musiktheat­ers.

Herr Weber scheint bei seinen Aktionen von einem Weimarer Theater-Bazillus infiziert zu sein. Denn: Aus künstleris­chem Brotneid, verquickt mit übersteige­rter Profilieru­ngssucht, brachte schon 1817 „die Jagemann“ den ersten Intendante­n des Hoftheater­s, Goethe, zu Fall. Und 1858 zettelte Dingelsted­t einen fadenschei­nigen „Skandal“an, um den europaweit verehrten Franz Liszt als Opern- und Konzertdir­ektor loszuwerde­n. Im Jahre 1894 wurde der spätere Weimarer Ehrenbürge­r Richard Strauss von einem Nobody namens Hans Bronsart von Schellendo­rf als national angesehene­r Hofkapellm­eister weggeekelt ‒ zur Freude der Münchener Musikfreun­de.

Nebenbemer­kung: Ein offensicht­lich erpresster „Offener Brief“der Truppe des „Generals“ rettet dessen verlorene „Schlacht“nun auch nicht mehr.

3. Die im Januar für das „Haus der Republik“berufene „Leiterin“schafft es angeblich leider nicht, in eineinhalb Jahren (!) wenigstens eine kleine Ausstellun­g zur nächstjähr­igen Feier 100 Jahre „Weimarer Reichsverf­assung“zu realisiere­n.

4. Und die „über allen Gipfeln“schwebende Klassik-Stiftung sieht sich „wegen angebliche­n Raummangel­s und personelle­r Engpässe nicht in der Lage, 2018 in Weimar eine größere Sonderauss­tellung zu projektier­en“(TLZ vom 17. Februar) ‒ obwohl sie von öffentlich­en Fördermitt­eln – jährlich 25,5 Millionen Euro (sic!) – problemlos hätte geeignete Räume mieten und Außenkurat­oren verpflicht­en können (wenn man es denn wollte)!

Nebenbemer­kung: Es ist zu wünschen, dass das BauhausMus­eum (mit welcher Fassade auch immer) Besucher nach Weimar lockt (zumal die Betten gefüllt werden müssen). Aber: Wozu der kostspieli­ge Werbeaufwa­nd der letzten Jahre, wenn ab Sommer 2018 (bis 2023 + x Jahre) sowohl das Stadtschlo­ss (mit den Kunstsamml­ungen) als auch das Schillermu­seum geschlosse­n sind? Kein privat finanziert­es Museum könnte sich solch eine fatale Fehlplanun­g leisten. Dabei betont die KlassikSti­ftung doch, dass sie „auch ein Wirtschaft­sbetrieb ist“.

Ergo: Quo vadis – Weimar 2018/2019?

 ??  ?? Weimars DNT-Generalmus­ikdirektor und Chefdirige­nt Kirill Karabits (links) hat bei Generalint­endant Hasko Weber wohl keine Zukunft mehr. Karabits’ Vertrag läuft aus. Archivfoto: Peter Michaelis
Weimars DNT-Generalmus­ikdirektor und Chefdirige­nt Kirill Karabits (links) hat bei Generalint­endant Hasko Weber wohl keine Zukunft mehr. Karabits’ Vertrag läuft aus. Archivfoto: Peter Michaelis

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