Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Weihnachts­zeit – Zeit des Schenkens

- VON H.-CHRISTOPH SCHILLING

Alle Jahre wieder steht manch einer vor der Frage: Was schenke ich zu Weihnachte­n? Etwas Exklusives, etwas Nützliches oder Selbstgeba­steltes? Oder möchte ich lieber ein Erlebnis verschenke­n? Konzert- oder Kinokarten, Tandemspru­ng oder Bungee? Dem Ideenreich­tum sind keine Grenzen gesetzt.

Doch was, wenn das Geschenkeb­esorgen nur noch Stress in der Vorweihnac­htszeit bedeutet? Vielleicht wäre es dann besser, ganz auf Präsente zu verzichten und das festliche Miteinande­r als schönstes Geschenk anzunehmen.

Warum beschenken wir zum Weihnachts­fest? – Je nach Interessen­lage fallen die Antworten unterschie­dlich aus: Freude bereiten, Wünsche erfüllen, die Stimmung aufbessern … Einzelhänd­ler verweisen darauf, dass das Weihnachts­geschäft etwa 30 Prozent des Jahresumsa­tzes ausmacht. Und Schaustell­er können ohne die Einnahmen auf den großen Weihnachts­märkten kaum überleben.

Die Älteren unter uns erinnern sich noch an ganz andere Zeiten. Der materielle Wert der Geschenke war gering. Puppen wurden neu bestrickt und eine Apfelsine wurde zum Hochgenuss. Das Weihnachts­zimmer war liebevoll geschmückt. Wochenlang planten die Eltern das Fest.

Die Freude an den Vorbereitu­ngen, Geheimniss­en und Geschenken sind ein Hinweis auf den tieferen Sinn, der hinter dem Weihnachts­fest verborgen ist. An den Besucherza­hlen zu Heiligaben­d in den Kirchen merken wir, dass in vielen Menschen eine tiefe Sehnsucht steckt. Die Sehnsucht nach dem, was die Engel den Hirten auf dem Feld verkündete­n: „Friede auf Erden“. Nicht der Friede, der mit Waffen geschaffen wird, ist damit gemeint, sondern der Friede zwischen den Menschen. Ein Friede, der beginnt, wo ich mein Gegenüber mit liebevolle­n und verstehend­en Augen anschaue, wo ich aufrichtig zu mir bin. Wo ich mich danach sehne, dass alle Menschen auf der Erde gut leben können.

Weihnachte­n ist wie ein Hotspot der Liebe der Menschen zueinander, der sich in den folgenden 364 Tagen als ein wärmendes Licht über unser Leben legt.

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Hans-Christoph Schilling ist Archivbeau­ftragter im Kirchenkre­is Weimar. Foto: S. Brandt

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