Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Geheimnis um Osterinsel-Statuen entschlüsselt
US-Forscher sind sich sicher: Mit den Figuren wollten die Einheimischen auf Süßwasserquellen hinweisen
BINGHAMTON. Die berühmten Steinfiguren auf der entlegenen Osterinsel sind voller Geheimnisse – eines wollen US-amerikanische Forscher nun gelüftet haben, wie der Sender CNN berichtet. Nachdem lange gerätselt wurde, warum die Statuen dort stehen, wo sie stehen, scheint nun klar: Die Kolosse wurden immer dort errichtet, wo sich eine Süßwasserquelle befand.
Moai heißen die Statuen, die von einer untergegangenen polynesischen Kultur zeugen. Mehr als 3500 Kilometer vom südamerikanischen Festland entfernt liegt im Pazifik die Insel, die heute zu Chile gehört. Entstanden sind die Moai wahrscheinlich zwischen 1200 und 1400 nach Christus. Nur warum? Über die ausschließlich männlichen Statuen gibt es viele Theorien. Wahrscheinlich stellen sie Häuptlinge oder populäre Ahnen dar.
Wie aber ihre Standorte ausgewählt wurden, glauben Forscher der Universität von Binghamton (US-Staat New York) nun herausgefunden zu haben. Offenbar errichteten die Einheimischen die Moai immer dort, wo sich eine Süßwasserquelle befand.
„Je mehr wir die Zusammenhänge geprüft haben, desto mehr bestätigte sich das Muster, das wir sahen. An Orten ohne Statuen gab es kein Süßwasser“, sagte Anthropologe Carl Lipo, dessen Erkenntnisse im Fachjournal „Plos One“publiziert wurden. Die Forscher vermuten zudem, dass die Größe der Statuen ein Hinweis war auf die Ergiebigkeit der Wasserquelle. Überraschend an der Erkenntnis ist, dass die Figuren demnach keinem abstrakten religiösen Ritual dienten, sondern der Kommunikation der Einwohner untereinander – mit dem Zweck, unter den widrigen Umständen der Insel überleben zu können. In den Statuen beschworen die Einwohner, personifiziert durch das Abbild ihrer Ahnen, eine Tradition des Teilens, erklärt Forscher Terry Hunt.
Dies widerspreche auch der These, dass die einzelnen Stämme sich tödliche Kämpfe um die knappen Ressourcen geliefert hätten. Stattdessen, so glaubt Forscher Lipo, hätten die Einwohner auf Kooperation und Gemeinschaft gesetzt. „Alles, was einen zusammenbringt, macht einen stärker und hilft zu überleben“, sagt er. „Ich glaube, das ist das Geheimnis der Osterinsel.“