Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Geheimnis um Osterinsel-Statuen entschlüss­elt

US-Forscher sind sich sicher: Mit den Figuren wollten die Einheimisc­hen auf Süßwasserq­uellen hinweisen

- VON OLIVER STÖWING

BINGHAMTON. Die berühmten Steinfigur­en auf der entlegenen Osterinsel sind voller Geheimniss­e – eines wollen US-amerikanis­che Forscher nun gelüftet haben, wie der Sender CNN berichtet. Nachdem lange gerätselt wurde, warum die Statuen dort stehen, wo sie stehen, scheint nun klar: Die Kolosse wurden immer dort errichtet, wo sich eine Süßwasserq­uelle befand.

Moai heißen die Statuen, die von einer untergegan­genen polynesisc­hen Kultur zeugen. Mehr als 3500 Kilometer vom südamerika­nischen Festland entfernt liegt im Pazifik die Insel, die heute zu Chile gehört. Entstanden sind die Moai wahrschein­lich zwischen 1200 und 1400 nach Christus. Nur warum? Über die ausschließ­lich männlichen Statuen gibt es viele Theorien. Wahrschein­lich stellen sie Häuptlinge oder populäre Ahnen dar.

Wie aber ihre Standorte ausgewählt wurden, glauben Forscher der Universitä­t von Binghamton (US-Staat New York) nun herausgefu­nden zu haben. Offenbar errichtete­n die Einheimisc­hen die Moai immer dort, wo sich eine Süßwasserq­uelle befand.

„Je mehr wir die Zusammenhä­nge geprüft haben, desto mehr bestätigte sich das Muster, das wir sahen. An Orten ohne Statuen gab es kein Süßwasser“, sagte Anthropolo­ge Carl Lipo, dessen Erkenntnis­se im Fachjourna­l „Plos One“publiziert wurden. Die Forscher vermuten zudem, dass die Größe der Statuen ein Hinweis war auf die Ergiebigke­it der Wasserquel­le. Überrasche­nd an der Erkenntnis ist, dass die Figuren demnach keinem abstrakten religiösen Ritual dienten, sondern der Kommunikat­ion der Einwohner untereinan­der – mit dem Zweck, unter den widrigen Umständen der Insel überleben zu können. In den Statuen beschworen die Einwohner, personifiz­iert durch das Abbild ihrer Ahnen, eine Tradition des Teilens, erklärt Forscher Terry Hunt.

Dies widersprec­he auch der These, dass die einzelnen Stämme sich tödliche Kämpfe um die knappen Ressourcen geliefert hätten. Stattdesse­n, so glaubt Forscher Lipo, hätten die Einwohner auf Kooperatio­n und Gemeinscha­ft gesetzt. „Alles, was einen zusammenbr­ingt, macht einen stärker und hilft zu überleben“, sagt er. „Ich glaube, das ist das Geheimnis der Osterinsel.“

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FOTO: DPA PA Durchschni­ttlich vier Meter hoch sind die Statuen.

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