Thüringische Landeszeitung (Weimar)

EU-Abgeordnet­e sollen Nazi-Symbole verbieten

Linke fordert fraktionsü­bergreifen­des Vorgehen im Europaparl­ament – Thüringer Rechtsextr­eme bei „Tag der Ehre“in Ungarn

- VON ELMAR OTTO

Sie tragen Uniformen mit SS-Runen, Stahlhelme und Waffen, die echt aussehen. Auch T-Shirts mit dem Konterfei des Führers und Hakenkreuz­e sind beliebt oder die Aufschrift „2YT4U“(too white for you, deutsch: zu weiß für dich). Ein Teilnehmer hat sich das Kürzel aufs Gesicht tätowieren lassen. „Juden raus“-Rufe ertönen.

Anfang Februar dieses Jahres ist all das in Budapest zu besichtige­n und zu hören. Einige Tausend Neonazis zelebriere­n hier den faschistis­chen „Tag der Ehre“. Unter den mehreren Hundert Deutschen sind auch Thüringer, darunter nach Angaben des Jüdischen Forums für Demokratie und gegen Antisemiti­smus die im Freistaat bekannten Szenegröße­n Sebastian D. von der Neonazikam­eradschaft Turonen und Axel Schlimper, der einst den Holocaustl­eugnern der Europäisch­en Aktion angehörte, die vorgeben, sich aufgelöst zu haben.

„Schon seit Jahren treffen sich europäisch­e Neonazis in der ungarische­n Hauptstadt, um dort die Strecke nachzulauf­en, die ungarische und deutsche Soldaten im Zweiten Weltkrieg zurückgele­gt haben, um heldenmüti­g zweieinhal­b Monate gegen die bolschewis­tische Rote Armee zu kämpfen“, sagt Katharina König-Preuss (Linke) der TLZ. Neben dem 60-KilometerM­arsch und Kundgebung­en gehörten zum Drumherum Konzerte mit Thüringer Beteiligun­g, die von Blood and Honour organisier­t würden, berichtet die Landtagsab­geordnete. In Deutschlan­d ist das rechtsextr­eme Netzwerk seit dem Jahr 2000 verboten. In Ungarn und anderen Staaten jedoch nicht. Und genau da liegt für König-Preuss das Problem.

Mittlerwei­le würden deutsche Neonazis sich eben andere Länder suchen, in denen sie ihre Symbole zeigen könnten, weil sie dort nicht verboten sind, klagt die Sprecherin für Antifaschi­smus ihrer Fraktion. Für sie ist es nur schwer zu ertragen, dass die NSVerherrl­ichung außerhalb der Bundesrepu­blik ohne Konsequenz­en bleibt.

Die Parlamenta­rierin plädiert deshalb für eine fraktionsü­bergreifen­de Initiative zum Verbot von Nazi-Symbolen in Europa aller demokratis­chen Fraktionen, die aus Deutschlan­d gestartet werden sollte.

Rückendeck­ung bekommt die Linke dabei von sozialdemo­kratischer Seite. „Rechtsextr­emismus ist ein internatio­nales Problem. Wenn wir Rassismus und Menschenfe­indlichkei­t in Europa Einhalt gebieten wollen, muss der gesellscha­ftliche Widerstand und die Repression durch Sicherheit­sbehörden europäisch angelegt sein“, sagt SPD-Innenminis­ter Georg Maier (SPD) auf Anfrage dieser Zeitung. Er würde nach eigenen Angaben eine entspreche­nde Initiative unterstütz­en. Erforderli­ch sei ein einheitlic­her und rigider Rechtsrahm­en für den Umgang mit Nazi-Symbolen.

Aus König-Preuss‘ Sicht ist es höchste Zeit, gemeinsam juristisch gegen das demonstrat­ive Zurschaust­ellen von nationalso­zialistisc­hen Symbolen vorzugehen. Das nächste Rechtsrock-Konzert im europäisch­en Ausland mit deutscher Beteiligun­g stehe am Geburtstag von Adolf Hitler schon wieder vor der Tür.

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FOTO: TINO ZIPPEL Katharina König-Preuss

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