Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Immer weniger ausländische Gäste
Der Thüringer Wald bleibt Problemregion im Tourismus. Heute eröffnet ITB in Berlin. Türkei feiert Comeback bei Buchungen
Bei der heute in Berlin beginnenden Internationalen Tourismusmesse (ITB) geht es für Thüringen darum, den schwächelnden Tourismus wieder zu stabilisieren beziehungsweise zu stärken. Gegenüber 2017 gab es im vergangenen Jahr sowohl bei den Gästeankünften (3,84 Millionen) als auch bei den Übernachtungen (9,86 Millionen) einen Rückgang zu verzeichnen.
Besonders der Thüringer Wald als das größte Reisegebiet musste dabei ein Gästeminus von 1,5 Prozent verbuchen. Auch die Zahl der Übernachtungen lag mit 4,13 Millionen etwa 0,9 Prozenterneut unter der des Vorjahres. Der Abwärts-Trend hält seit Jahren an, wobei die Einbußen bei Auslandsgästen (minus sieben Prozent im Vergleich zu 2017) fast dramatisch sind.
Es müsse dringend Verbesserungen bei den Hotel-Kapazitäten geben, zudem bei der Vermarktung und Qualität der Angebote, so Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD). Die auf den Weg gebrachte Landestourismusstrategie, die statt der alleinigen Konzentration auf Oberhof die komplette Rennsteig-Region ins Schaufenster stellt, hätte sich bisher nicht wie erhofft ausgewirkt, sagte er dieser Zeitung. „Bei meinem Antritt im Jahr 2014 hätte ich mir gewünscht, 2019 anders über die Entwicklung im Thüringer Wald reden zu können“, so Tiefensee.
Erfreulich wäre dagegen, dass vergangenes Jahr vor allem das Eichsfeld (Gästeankünfte plus 8,3 Prozent, Übernachtungen plus 4,7 Prozent) sowie das Gebiet Südharz Kyffhäuser (plus 3,1 beziehungsweise 3,2 Prozent) deutlich zulegen konnte. Keine Überraschung dagegen ist, dass der Andrang in Städten wie Erfurt, Weimar oder Jena ungebrochen ist.
Wie das Landesamt für Statistik ebenfalls mitteilte, waren vergangenes Jahr die 64.000 Gästebetten in den Beherbergungsstätten zu fast 40 Prozent ausgelastet. Das schwankte allerdings beispielsweise zwischen dem Saaleland (49,0 ) und dem Vogtland (30,9).
Auf der ITB präsentiert sich Thüringen vor allem mit dem diesjährigen Bauhausjubiläum sowie als Musikland. Ziel ist, wieder vermehrt Gäste aus dem Ausland anzuziehen.
Schon im Vorfeld der Messe ist zudem zu erkennen, dass es die deutschen Urlauber, auch die Thüringer, wieder verstärkt in die Türkei zieht. Nach Angaben des Deutschen Reiseverbands (DRV) erlebt das kürzlich noch wegen politischer Unruhen von vielen gemiedene Urlaubsziel in diesem Sommer ein Comeback. Die Umsätze liegen bereits jetzt 58 Prozent über dem Vorjahr. Auch Ägypten, Tunesien, Die Internationale Tourismusbörse (ITB) findet von heute bis Sonntag statt. Bis Freitag ist sie für Fachbesucher geöffnet. Die ITB ist die führende Messe der weltweiten Reiseindustrie.
Im vergangenen Jahr stellten mehr als 10.000 Aussteller aus 186 Ländern ihre Produkte sowie Dienstleistungen
Kroatien, Bulgarien und die USA können 2019 mit deutlichen Steigerungen rechnen. Dagegen muss Spitzenreiter Spanien erhebliche Einbußen einkalkulieren, die unter anderem rund 170.000 Gästen vor. Thüringen wird sich als Reiseland auf 620 Quadratmetern mit insgesamt 19 Ausstellern präsentieren. Organisiert wird der Auftritt in Halle 11.2, Stand 103, von der Thüringer Tourismus GmbH (TTG) und dem Wirtschaftsministerium in Kooperation mit regionalen Partnern.
auch Mallorca treffen. Obwohl der Tourismus immer stärker von jungen Kunden mit dem Bedürfnis nach Individualität geprägt ist, stirbt die Pauschalreise nicht aus. Ihr Marktanteil kletterte 2018 auf 53 Prozent, die Reiseausgaben der Deutschen nehme um fünf Prozent zu. So stiegen die Ausgaben für Urlaubs- und Privatreisen auf den Rekordwert von 67,9 Milliarden Euro. Zählt man die Ausgaben vor Ort dazu, ließen sich die Bundesbürger vergangenes Jahr ihre Reisen 95,6 Milliarden Euro kosten.
Insgesamt blickt die deutsche Tourismusbranche verhalten zuversichtlich auf ihre künftigen Geschäfte. Der Reiseverband peilt im laufenden Jahr ein leichtes Umsatzplus im unteren einstelligen Bereich an. „Wir erwarten insgesamt ein anspruchsvolles Jahr“, sagte DRV-Präsident Norbert Fiebig kurz vor Eröffnung der ITB.