Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Jagd auf Verbrecher in 41 Ländern
Thüringer Zielfahndung wird 25 Jahre alt
ERFURT. Sie waren und sind immer nur eine kleine Gruppe: die Zielfahnder beim Landeskriminalamt (LKA) in Erfurt. Seit 25 Jahren suchen sie verschwundene Verdächtige oder Verbrecher und bringen sie, falls das nötig ist, nach Deutschland zurück. Wie viele Zielfahnder es in Thüringen gibt, ist ein Geheimnis. Etwa eine Hand voll soll es sein.
Zielfahnder suchen geflohene Verurteilte, wenn diese eine Freiheitsstrafe von drei und mehr Jahren absitzen müssen, oder Verdächtigen, denen eine Gefängnisstrafe von fünf Jahren und länger droht. Die kleine Gruppe arbeitet zumeist erfolgreich. Aktuell sind aus dem Zeitraum von 1997 bis 2017 nur etwa ein halbes Duzend Zielfahndungen offen. Mehr als 240 Fälle konnten dagegen erfolgreich abgeschlossen werden.
Seit Gründung der Thüringer Zielfahndung im März 1994 holten die Beamtinnen und Beamten Personen aus 41 Ländern wieder nach Thüringen zurück. Im Ausland dürfen die Thüringer Polizisten nur beraten. Die Gesuchten selber festzunehmen, das ist ihnen nicht gestattet. In die Kritik war die Thüringer Zielfahndung im Rahmen der Aufklärung der NSU-Verbrechen geraten. Nach der Flucht von Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt während einer Razzia im Januar 1998 unterstützten die Fahnder das LKA bei der Suche nach dem Trio vergeblich. Die Zielfahndung äußerte damals frühzeitig die Vermutung, dass ihr wichtige Informationen vorenthalten wurden, um das Trio zu lokalisieren. Als Unterstützung für den Staatsschutz vollstreckten die Zielfahnder in den vergangenen vier Jahren 163 Haftbefehle gegen Rechtsextreme. (kmu)