Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Beratungsa­ngebot für männliche Gewaltopfe­r verlängert

In 600 von 3000 Fällen häuslicher Gewalt in Thüringen sind Opfer Männer – Land gibt 135.000 Euro Förderung für Projekt „A4“

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JENA. Ein Thüringer Pilotproje­kt, das Beratungen für männliche Opfer von häuslicher Gewalt anbietet, wird auch 2019 vom Land gefördert. Die Jenaer Beratungs- und Informatio­nsstelle „A4“bekommt rund 135.000 Euro, wie Thüringens Gleichstel­lungsbeauf­tragte Katrin Christ-Eisenwinde­r sagte.

Das Projekt wurde 2017 gegründet. 35 Männer haben das Angebot seitdem in Anspruch genommen. Telefonber­atungen sind nicht eingerechn­et, wie eine Sprecherin des Projekts sagte. Christ-Eisenwinde­r betonte: „Die Zahlen sind augenschei­nlich gering, was aber nicht den Schluss zulässt, wir bräuchten dieses Angebot nicht.“

Denn Gewalt gegen Männer sei immer noch ein Tabuthema. Das habe mit den Rollenbild­ern in unserer Gesellscha­ft zu tun. „Männer bewegen sich ja auch in ihren zugeschrie­benen Rollen: Stärke, Stolz, Tapferkeit“, sagte Christ-Eisenwinde­r. „Opfer sein, Schwäche, Emotionen gehören eben nicht dazu.“

Dass Männer von häuslicher Gewalt betroffen sind – wenn auch deutlich seltener als Frauen – zeigen Statistike­n der Polizei. Demnach entfielen 2017 knapp 600 der insgesamt rund 3000 Fälle häuslicher Gewalt im Freistaat auf Männer. Die Statistik erhebt nicht das Geschlecht der Täter. Wie Christ-Eisenwinde­r betonte, sind in diesen Fällen meist nicht nur die Opfer, sondern auch die Täter männlich. Nur ein Bruchteil dieser Betroffene­n suche sich Hilfe, ergänzte die Sprecherin von „A4“. Männer müssten für das bestehende Angebot stärker sensibilis­iert werden. Das Projekt widmet sich neben den Beratungen deswegen verstärkt der Öffentlich­keitsarbei­t, etwa mit Plakat-Aktionen.

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