Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Rechtsextreme schleichen sich in Neustadt bei Karnevalsumzug ein
Präsident der Karnevalgesellschaft Duhlendorf kündigt konsequentere Prüfung von Gruppen an, die beim Umzug teilnehmen wollen. Verein vollkommen überrumpelt
NEUSTADT/ORLA. Ein Umzug mit 80 Bildern und 25.000 Menschen an der Straße. Die Karnevalgesellschaft Duhlendorf hat in Neustadt wieder einen famosen Umzug als Höhepunkt der Session gefeiert – aber die Freude darüber wird getrübt. Denn mittlerweile ist klar: Eine Gruppe der „Identitären Bewegung Thüringen“schaffte es, am Umzug aktiv teilzunehmen. Niemandem fiel das im ersten Moment auf.
Die Identitäre Bewegung wird vom Verfassungsschutz beobachtet. Sie sieht sich selbst als Gruppierung der „Neuen Rechten“und hat bei Aktionen in Thüringen immer wieder gegen Flüchtlinge oder die Regierenden gehetzt. Der Verfassungsschutz schreibt über die IB in Thüringen: „Gruppen wie sie verneinen eine Nähe zu nationalsozialistischem Gedankengut, um ihre Anschlussfähigkeit in der breiten Gesellschaft zu erhöhen, lassen aber zugleich antidemokratische Tendenzen mit Bezug zur ‚Konservativen Revolution‘ der Weimarer Republik erkennen“. Das Landesamt rechnet der Gruppe in Thüringen etwa 20 aktive Mitglieder zu. (Verfassungsschutzbericht 2017). Die IB fiel schon mit Aktionen gegen den Moscheebau in Erfurt auf.
Christian Thuy, Vorsitzender der Karnevalgesellschaft „Duhlendorf“, hat erst nach dem Umzug erfahren, wer sich da eingeschlichen hat. „Die Gruppe hat sich als ‚Gruppe Galgenhumor‘ ganz normal angemeldet“, sagt er. Im Karneval komme man nicht sofort auf die Idee, dass so etwas dahinter stecken könnte. Hätte das Banner der Rechtsextremen bei der abschließenden Kontrolle auffallen müssen? Thuy sagt ganz klar: „Wäre uns das aufgefallen, dann hätten wir die Gruppe ausgeschlossen.“Und weiter: „Das Symbol kannte niemand.“ Die Grußgruppe hat sich mit einem in den typischen Farben gelb und schwarz gestalteten Plakat „Generation Galgenhumor“in den Umzug eingeschlichen. Das „O“im Wort Galgenhumor ist dabei das IB-Logo gewesen. Thuy hat den Vorgang der Polizei gemeldet. Die solle prüfen, ob hier ein strafrechtlich relevanter Sachverhalt vorliegt. Und der Verein wolle sich nicht vorwerfen lassen, eine solche Instrumentalisierung eines Festes so einfach hinzunehmen.
Für die nächste Session kündigt Thuy aber Konsequenzen an. „Wir werden die Anmeldungen intensiver prüfen“, sagt er. Bisher geschehe die Anmeldung über ein Formular, das auf der Internetseite heruntergeladen werden kann. Wie sich das Anmeldeverfahren verändern muss, darüber wird der Präsident mit seinem Vorstand reden, wenn die Karnevalssession 2019 ausgewertet wird.
Verein hat Vorgang bei der Polizei gemeldet