Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Rechtsextr­eme schleichen sich in Neustadt bei Karnevalsu­mzug ein

Präsident der Karnevalge­sellschaft Duhlendorf kündigt konsequent­ere Prüfung von Gruppen an, die beim Umzug teilnehmen wollen. Verein vollkommen überrumpel­t

- VON FABIAN KLAUS

NEUSTADT/ORLA. Ein Umzug mit 80 Bildern und 25.000 Menschen an der Straße. Die Karnevalge­sellschaft Duhlendorf hat in Neustadt wieder einen famosen Umzug als Höhepunkt der Session gefeiert – aber die Freude darüber wird getrübt. Denn mittlerwei­le ist klar: Eine Gruppe der „Identitäre­n Bewegung Thüringen“schaffte es, am Umzug aktiv teilzunehm­en. Niemandem fiel das im ersten Moment auf.

Die Identitäre Bewegung wird vom Verfassung­sschutz beobachtet. Sie sieht sich selbst als Gruppierun­g der „Neuen Rechten“und hat bei Aktionen in Thüringen immer wieder gegen Flüchtling­e oder die Regierende­n gehetzt. Der Verfassung­sschutz schreibt über die IB in Thüringen: „Gruppen wie sie verneinen eine Nähe zu nationalso­zialistisc­hem Gedankengu­t, um ihre Anschlussf­ähigkeit in der breiten Gesellscha­ft zu erhöhen, lassen aber zugleich antidemokr­atische Tendenzen mit Bezug zur ‚Konservati­ven Revolution‘ der Weimarer Republik erkennen“. Das Landesamt rechnet der Gruppe in Thüringen etwa 20 aktive Mitglieder zu. (Verfassung­sschutzber­icht 2017). Die IB fiel schon mit Aktionen gegen den Moscheebau in Erfurt auf.

Christian Thuy, Vorsitzend­er der Karnevalge­sellschaft „Duhlendorf“, hat erst nach dem Umzug erfahren, wer sich da eingeschli­chen hat. „Die Gruppe hat sich als ‚Gruppe Galgenhumo­r‘ ganz normal angemeldet“, sagt er. Im Karneval komme man nicht sofort auf die Idee, dass so etwas dahinter stecken könnte. Hätte das Banner der Rechtsextr­emen bei der abschließe­nden Kontrolle auffallen müssen? Thuy sagt ganz klar: „Wäre uns das aufgefalle­n, dann hätten wir die Gruppe ausgeschlo­ssen.“Und weiter: „Das Symbol kannte niemand.“ Die Grußgruppe hat sich mit einem in den typischen Farben gelb und schwarz gestaltete­n Plakat „Generation Galgenhumo­r“in den Umzug eingeschli­chen. Das „O“im Wort Galgenhumo­r ist dabei das IB-Logo gewesen. Thuy hat den Vorgang der Polizei gemeldet. Die solle prüfen, ob hier ein strafrecht­lich relevanter Sachverhal­t vorliegt. Und der Verein wolle sich nicht vorwerfen lassen, eine solche Instrument­alisierung eines Festes so einfach hinzunehme­n.

Für die nächste Session kündigt Thuy aber Konsequenz­en an. „Wir werden die Anmeldunge­n intensiver prüfen“, sagt er. Bisher geschehe die Anmeldung über ein Formular, das auf der Internetse­ite herunterge­laden werden kann. Wie sich das Anmeldever­fahren verändern muss, darüber wird der Präsident mit seinem Vorstand reden, wenn die Karnevalss­ession 2019 ausgewerte­t wird.

Verein hat Vorgang bei der Polizei gemeldet

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FOTO: PETER MICHAELIS Dieses Banner haben die Rechtsextr­emen beim Faschingsu­mzug in Neustadt/Orla präsentier­t. Der Buchstabe„O“in„Galgenhumo­r“stelltdasS­ymbolderId­entitärenB­ewegungdar.

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