Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Wenn der Nahverkehr in die Luft geht
Airbus präsentiert sein futuristisches Fluggerät CityAirbus. Auch die Konkurrenz testet kleine Elektroflieger
INGOLSTADT. Ein Probeflug ist noch Zukunftsmusik, vorzeigen wollte Airbus seien CityAirbus trotzdem – warum nicht auf dem Rathausplatz von Ingolstadt? „Schaut ziemlich cool aus, jetzt muss er nur noch fliegen“, kommentiert am Montag bei der Präsentation Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU).
Autos, die frei durch die Luft sausen: Was in Filmen von „Blade Runner“bis „Das fünfte Element“noch eine Science-Fiction-Vision war, will Airbus nun Realität werden lassen. Die für einen regionalen Nahverkehr gedachten fliegenden Kisten sollen ab Mitte des Jahres in der Region Ingolstadt getestet werden.
Flugzeugbauer Airbus, der gerade erst das Ende seines Riesenfliegers A380 verkündet hat, sieht wie sein amerikanischer Erzkonkurrent Boeing in den kleinen Fluggeräten einen Zukunftsmarkt. Insbesondere in Millionenstädten sollen sie eine Alternative zu fahrenden Taxis, Bussen und U-Bahnen sein. Der CityAirbus hat eine Reichweite von etwa 50 Kilometern und eine Spitzengeschwindigkeit von 120 Stundenkilometern.
Der viersitzige, elektrisch betriebene Flieger mit vier DoppelRotoren soll im Sommer zunächst auf einem Testgelände in Manching bei Ingolstadt abheben. Flüge über bebautem Gebiet seien noch nicht möglich, weil es noch keine Zulassung dafür gebe, sagt Airbus-Sprecher Gregor von Kursell.
Scheuer betont, bei der neuen Technologie solle nicht nur über Verbote, sondern insbesondere über die Chancen diskutiert werden. Als größte Hürde gelten bei Experten ein sicherer Rechtsrahmen und das Wohlwollen der Bevölkerung.
Der CityAirbus wurde in den vergangenen beiden Jahren im Airbus-Helikopterwerk im schwäbischen Donauwörth gebaut. Konkurrent Boeing hatte bereits im Januar in den USA einen ersten Testflug mit dem Prototypen eines autonomen mehrsitzigen Elektro-Lufttaxis gemacht.
Ingolstadt ist mit seinem Lufttaxi-Experiment eine der fünf deutschen Modellregionen der EU-Initiative Urban Air Mobility. Damit soll der Einsatz von Drohnen im städtischen Umfeld vorbereitet werden. Nicht nur die Luftfahrtindustrie sieht in den kleinen Fluggeräten Chancen für die Zukunft, auch die Autobranche mischt mit. Daimler hat sich beispielsweise am Start-up Volocopter beteiligt.
„Wir wollen Drohnen und Flugtaxis aus dem Labor in die Luft bringen“, hatte Scheuer erst Ende Februar zum Start eines 15 Millionen Euro umfassenden Förderprogramms seines Ministeriums gesagt.
Airbus-Sprecher von Kursell betont allerdings am Montag, der häufig verwendete Name Lufttaxi sei irreführend. Man werde damit nicht individuell fliegen können, sondern auf festen Routen. (andi, dpa, woh)