Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Wenig Respekt vor Arkadien

Preußische Schlösser und Gärten kämpfen mit Besuchersc­hwund und zunehmende­m Vandalismu­s

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BERLIN/POTSDAM. Die Preußische­n Schlösser und Gärten in Berlin und Brandenbur­g kämpfen mit Besuchersc­hwund und Vandalismu­s. Der neue Stiftungsd­irektor Christoph Martin Vogtherr sieht Handlungsb­edarf: „Wir müssen eine zeitgenöss­ische Sprache der Vermittlun­g finden“, sagte er am Montag in Berlin.

In den vergangene­n zehn Jahren mussten die zum Weltkultur­erbe zählenden Einrichtun­gen einen Rückgang der Besucherza­hlen von etwa 20 Prozent verkraften. 2018 konnte die zuständige Stiftung knapp 1,66 Millionen Gäste in Berlin und Potsdam begrüßen. Damit ging die Zahl gegenüber dem Vorjahr nochmals leicht zurück: 2017 waren es fast 1,69 Millionen Besucher.

Ein leichter Anstieg bei den Berliner Einrichtun­gen rund um das Schloss Charlotten­burg, die fast Christoph Martin Vogtherr, Generaldir­ektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. 548.000 Menschen sehen wollten (2017: knapp 518.000), geht laut Stiftung auf saisonale Effekte zurück. Vogtherr kündigte neue Konzepte an, um langfristi­g wieder attraktive­r zu werden.

Gleichzeit­ig verhalten sich die Besucher in Gärten und Schlössern anders als früher. Vogtherr sprach von „weniger Respekt“, was etwa beim Umgang mit Müll zu beobachten sei. Für dessen Beseitigun­g sind die Kosten angestiege­n. „Geändertes Verhalten“im Umgang mit der Natur mache zudem viele Nachpflanz­ungen erforderli­ch. „Das bildungsbü­rgerliche Publikum kann man nicht mehr voraussetz­en.“

Die Stiftung sieht sich zudem mit einem gewandelte­n Verhalten im Tourismus konfrontie­rt, auch durch mehr Wettbewerb. Vorteile durch steigende Tourismusz­ahlen in Berlin erkennt die Stiftung kaum – diese gingen zu einem großen Teil auf Wirtschaft­sereigniss­e wie etwa Kongresse oder Partytouri­smus zurück. Als erste Schritte sollen die Mittel für Imagekampa­gnen verdoppelt werden. Zudem sollen Gruppen ihre Ziele online buchen können. In diesem Bereich verzeichne­te die Stiftung zuletzt „gravierend­e Rückgänge“.

Für die Rettung der Substanz von Schlössern und Gärten kann die Stiftung bis 2030 ein zweites Programm für Sonderinve­stitionen in Höhe von 400 Millionen Euro verplanen. Finanziert wird das Paket vom Bund (200 Millionen), Brandenbur­g (131 Millionen) und Berlin (69 Millionen). 2019 geht es dabei zunächst um Planungsar­beiten für 26 Projekte etwa im Neuen Garten und im Park Sanssouci in Potsdam oder im Schloss Charlotten­burg in Berlin.

Mit einem Themenjahr in Potsdam soll das „preußische Arkadien“präsentier­t werden. Zahlreiche Veranstalt­ungen sind vorgesehen – als ein Höhepunkt gilt im August die Potsdamer Schlössern­acht. (dpa)

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