Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Neues Verfahren von Glatt Weimar steht vor der Industrie-Anwendung

Phosphor-Rückgewinn­ung aus Klärschlam­masche mit Hilfe der Weimarer Wirbelschi­chttechnol­ogie

- VON MICHAEL BAAR

WEIMAR. Die Firma Glatt Ingenieurt­echnik errichtet in Sachsen-Anhalt die erste Anlage zur rückstands­freien Produktion von marktfähig­em Phosphordü­nger aus Klärschlam­masche. Im Kern geht es dabei um die Nutzung der Phosphate, die das Pflanzenwa­chstum fördern. Der jährlich in Deutschlan­d anfallende Klärschlam­m mit recyclingf­ähigem Phosphor zählt nach Millionen Tonnen. Gleichzeit­ig befinden sich weltweit 90 Prozent der Phosphor-Rohstoffre­serven außerhalb Europas.

Der Weimarer Glatt-Geschäftsf­ührer Reinhard Böber weiß, dass die Betreiber großer Kläranlage­n bis 2023 Konzepte vorlegen müssen, wie sie den knappen Rohstoff aus Klärschläm­men und aus den Resten seiner Verbrennun­g, der Klärschlam­masche, gewinnen wollen. Nach den Übergangsf­risten wird die Phosphorrü­ckgewinnun­g ab 2029 sogar zur Pflicht.

Mit der Firma Seraplant Haldensleb­en und der Materialfo­rschungsun­d Prüfanstal­t in Weimar hat die Glatt Ingenieurt­echnik unter Einsatz ihrer Wirbelschi­chttechnol­ogie ein Verfahren entwickelt, phosphorha­ltigen Dünger aus der Asche des verbrannte­n Klärschlam­ms zu erzeugen. Nach Angaben von Jan Kirchhof (Glatt) wird in einem zweistufig­en Verfahren aus der Asche ein pflanzenve­rfügbares Düngergran­ulat gefertigt. Ein wichtiger Vorteil sei die einfache technische Umsetzbark­eit. Es werde kein Rohphospha­t und weniger Energie benötigt. Nicht zuletzt gebe es keine Abfälle. So lasse sich der Kreislauf des Phosphors schließen. Diese Ansatz hat auch die Deutsche Bundesstif­tung Umwelt überzeugt. Sie unterstütz­t das Projekt mit rund 119.000 Euro.

Für Glatt-Projektlei­ter Dr. Lars Leidolph ist das Potenzial immens: Getrocknet brächte es der in Deutschlan­d anfallende Klärschlam­m pro Jahr auf rund zwei Millionen Tonnen. 60.000 Tonnen davon seien Phosphor. Doch bisher werde weniger als die Hälfte des Klärschlam­ms überhaupt genutzt. In Weimar setzt der Abwasserbe­trieb des Kommunalse­rvice beispielsw­eise einen kleineren Teil seiner Klärschläm­me direkt in der Landwirtsc­haft ein. Das Gros aber geht zur Rekultivie­rung in den Landschaft­sbau der Region Leipzig. Beides ist in Zukunft so Phosphatdü­ngergranul­at aus Klärschlam­masche. allerdings nicht mehr möglich.

Für Reinhard Böber ist die industriel­le Anwendung jetzt der entscheide­nde Schritt. Am Rande eines Treffens mit dem Bundestags­abgeordnet­en Roland Hirte und dem Landtagsab­geordneten Jörg Geibert (beide CDU) stellte er auch Tests mit anderen Stoffe zur Düngerumwa­ndlung durch dieses Verfahren in Aussicht. Der Projektlei­ter kann sich die Anwendung etwa bei Gülle vorstellen. Ausblick: Reinhard Böber (links) mit den Abgeordnet­en Christian Hirte und Jörg Geibert.

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