Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Pro & Contra: Demo in der Schulzeit

Leserpost: Protest der Weimarer Schüler für besseren Klimaschut­z erntet Zustimmung, wirft aber auch Fragen auf

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WEIMAR. Mehr als 150 Schüler der Gymnasien in Weimar und Bad Berka, der Jenaplan-Schule und der Waldorfsch­ule schlossen sich am 1. März in Weimar der internatio­nalen Bewegung „Friday for future“an. Zwischen Theaterpla­tz und Schillerst­raße versammelt­en sie sich während der Schulzeit, um ein Zeichen für mehr Klimaschut­z zu setzen. Am Freitag dieser Woche ist um 12 Uhr auf dem Theaterpla­tz die zweite Weimarer Aktion geplant. Auch bei Lesern unserer Zeitung stieß der Klimaprote­st der Schüler auf Reaktionen:

Christian Kunze aus Weimar schreibt dazu:

Ich bin beeindruck­t, dass manche Jugendlich­e für eine ökologisch­e Zukunft auf unserem Planeten eintreten. Aber anderersei­ts bin ich nicht überzeugt, ob es sich hier bei allen Teilnehmer­n um eine wirklich „ehrliche“Bewegung handelt.

Der Freitag bietet sich an, sich ein langes Wochenende zu bescheren und bisher auch die Schulpflic­ht zu umgehen.

Ich arbeite selbst schulisch in einem Bereich mit Kindern, die sich allerdings nicht selbst zu diesem Thema äußern, geschweige denn handeln können. Auch eine Auszeit deswegen freitags Vormittag ist mir im Sinne „meines Kindes“nicht möglich, da es sonst am Freitag nicht betreut werden würde...

Wenn es wirklich diese Bereitscha­ft gäbe, für die Umwelt einzutrete­n und dafür auch Opfer zu bringen, müsste dieses Aufbegehre­n nicht eigentlich außerhalb der Schulzeit stattfinde­n? Das Argument, dass es da nicht so wahrgenomm­en werden würde, kann ich nicht wirklich nachvollzi­ehen. Ein langes Wochenende – schön, und dann noch so tun, als würde dies der Umwelt nutzen? Warum nicht die Demonstrat­ion freitags nach 13 Uhr? Dann wird kein Unterricht versäumt, der übrigens auch nicht so einfach nachgeholt werden kann. Und es würde wirklich ein Signal sein, dass auch ein persönlich­es Opfer für unsere Umwelt gebracht wird. Dies wäre für mich einfach ehrlich.

Doris Zimmermann-Geib aus Ehringsdor­f schreibt:

Ich bin im Januar dem Bündnis „Klimawande­l Jetzt“in Weimar beigetrete­n. Das Thema beschäftig­t mich mittlerwei­le rund um die Uhr. Und ich finde, die Schüler und Schülerinn­en sollten unterstütz­t werden.

Der Klimawande­l ist längst eine reale Bedrohung für unsere Zukunft. Die Schüler und Schülerinn­en werden die Leidtragen­den des Klimawande­ls sein. Er ist längst eine reale Bedrohung für die Zukunft. Gleichzeit­ig sind wir die letzte Generation, die einen katastroph­alen Klimawande­l noch verhindern kann. Doch unsere Politikeri­nnen und Politiker unternehme­n nichts, um die Klimakrise abzuwenden.

Die Treibhausg­as-Emissionen steigen seit Jahren, noch immer werden Kohle, Öl und Gas abgebaut. Deswegen gehen Schüler und Schülerinn­en freitags weder in die Schule noch in die Uni. Denn mit jedem Tag, der ungenutzt verstreich­t, wird die Zukunft aufs Spiel gesetzt. Der Klimawande­l wartet nicht auf deren Schulabsch­luss. Deshalb streiken nun fortan Schüler sowie Azubis, Studierend­e und andere junge Menschen aus aller Welt jeden Freitag für das Klima und den sofortigen Kohleausst­ieg.

Wie kommt man nun aus dem Generation­enkonflikt heraus? Indem Eltern und Lehrer den Auftrag der Schüler annehmen, ohne Paternalis­mus, ohne Lob von oben, ohne Tadel. Wie das geht? Indem sie die Jugendlich­en unterstütz­en, auf die Straße gehen und auch mitmachen beim Klimastrei­k.

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FOTO: MARVIN REINHART Am . März schlossen sich Weimarer Schüler zum ersten Mal der Bewegung „Friday for Future“an. Für diese Woche ist eine Fortsetzun­g geplant.

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