Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Bewegende Momente
Jeannette Lorenz-Büttner bekommt beim Festgottesdienst die Berufung als Pfarrerin auf Lebenszeit für Magdala
MAGDALA. Aus den großen Fußstapfen ihres umtriebigen und beliebten Vorgängers macht sie längst eigene Wege: Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland berief Jeannette Lorenz-Büttner am Samstag nun auf Lebenszeit zur Pfarrerin in Magdala. Sie übernahm das Amt in Nachfolge des nach Südtirol ausgewanderten Martin Krautwurst bereits im April 2015, in den ersten Tagen noch als Vikarin, dann als ordinierte Pfarrerin im Entsendungsdienst, bei dem zunächst die Kirche den Einsatzort eines neuen Geistlichen bestimmt.
Dass es kein gewöhnlicher Gottesdienst war, ließ sich schon an der Zahl der Besucher erkennen: Statt der üblichen rund zehn Gläubigen waren es diesmal deutlich über 100. „Das fand ich bewegend“, so die knapp 42-Jährige. „Denn es trieb sie ja nicht die Neugier her. Mich kennen ja alle schon. Die Leute wollten vielmehr dabei sein, mir zur Seite stehen.“Auch als der Jenaer Superintendent Sebastian Neuß die Anwesenden aufforderte, die Pfarrerin stets zu unterstützen, und ein vielstimmiger Chor antwortete „Ja, mit Gottes Hilfe“– das war „ein Gänsehautmoment“, sagt Jeannette Lorenz-Büttner.
Die Pfarrerin wuchs im SaaleOrla-Kreis auf und absolvierte nach der Schule zunächst eine Ausbildung zur Erzieherin in Eisenach. In ihrer Predigt zum Festgottesdienst am Sonntag erzählte sie über das Jahr 2004, das ihrem Leben eine neue Richtung gab: Sie hatte einen Beruf und ein kleines Kind, als sie eine Berufung spürte, die stärker war als alles andere und sie bewog, in Jena Theologie zu studieren und quasi noch mal von vorn anzufangen. 2011 wurde sie Vikarin in der Gemeinde Altengönna/Nerkewitz/Zimmern, dann führte der Weg nach Magdala.
Schwieriger kann eine Nachfolge-Aufgabe kaum sein: Sie kam nicht, um eine lange Vakanz zu beenden, sondern, um Martin Krautwurst zu ersetzen, der mit seiner Familie eine feste geistliche und auch gesellschaftliche Institution in der Stadt war. „Wenn man da als Alleinerziehende ankommt, ist das Die Kindergruppe der Gemeinde sang der Pfarrerin zu Beginn des Gottesdienstes ein Lied und überreichte ihr anschließend gelbe Tulpen. nicht ganz so einfach“, erinnert sie sich. Krautwurst hatte 16 Jahre lang gewirkt, viele Mitstreiter in die Sanierung von Kirche und Pfarrhaus eingebunden, alle Förder- und ABM-Möglichkeiten genutzt. „So was schafft Gemeinsamkeit“, weiß Jeannette Lorenz-Büttner. „Ich bin ihm bis heute dankbar für die tollen Arbeitsbedingungen, die er hinterlassen hat.“In Gestalt von Martins Schwester Cornelia Canarius, die in Jena als Prädikantin und Pädagogin in der Erwachsenenbildung arbeitet, war Familie Krautwurst am Sonntag übrigens mit vertreten.
Längst hat sich Jeannette Büttner-Lorenz eingelebt, lernt immer mehr Leute immer besser kennen, probiert eigene Ideen aus. Als vor einem Jahr die Frage nach der Zukunft stand, fiel die Entscheidung für eine Bewerbung in Magdala nicht schwer: „Ich habe hier noch viel vor.“