Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Wie bei der Mafia
Ermittler zieht drastischen Vergleich zu Erfurter Doping-Netzwerk. Mark Schmidt wird heute und morgen vernommen
ERFURT. Dieter Csefan bemühte sich erst gar nicht, seine Erkenntnisse in blumige Worte zu kleiden. Für den leitenden Ermittler der Arbeitsgruppe „Organisierte Kriminalität“des Bundeskriminalamtes von Österreich hat das Doping-Netzwerk um den Erfurter Sportarzt Mark Schmidt eindeutig mafiöse Strukturen. Die Organisation sei hierarchisch klar gegliedert gewesen, sagte Csefan in Wien.
„Man ist arbeitsteilig vorgegangen, jeder hatte seine eigenen Aufgaben: die Blutbeutel von A nach B zu bringen, die Transfusionen zu setzen“, erklärte der Beamte. Der Ermittler aus Österreich zeichnete ein drastisches Bild von den offensichtlich aus Erfurt gesteuerten Doping-Machenschaften. „Ich kann ganz klare Parallelen der Machenschaften dieser Gruppierung um den festgenommenen Arzt Dr. Mark Schmidt und anderer Mafia-Organisationen wie der russischen Mafia, der italienischen Mafia oder auch der Balkan-Mafia feststellen“, wird Csefan auf sportschau.de zitiert.
Der Chef-Ermittler erklärte zudem, dass der mutmaßliche Drahtzieher des Doping-Netzwerkes, Mark Schmidt, am heutigen Dienstag sowie am Mittwoch in München vernommen werden soll. Ziel der Ermittlungen ist es nun, die 40 Blutbeutel zu decodieren, die die Ermittler bei der Razzia am 27. Februar in Erfurt sichergestellt hatten.
Zudem wurde gestern bekannt, dass das Landgericht Innsbruck die Auslieferung der beiden am Rande der Nordischen Ski-Weltmeisterschaft in Seefeld festgenommenen Komplizen nach Deutschland beschlossen hat. Dabei handelt es sich um die Thüringerin Diana S. und den Vater von Schmidt.
Gegen die Entscheidung des Gerichts, die rechtskräftig ist, legte die Frau unterdessen Beschwerde ein, wie der Sprecher des Landesgerichts, Andreas Stutter, mitteilte. Somit müsse sich nun das Oberlandesgericht Innsbruck mit dem Fall befassen, erklärte Stutter. Dies könnte allerdings einige Wochen dauern. Damit bleibt die Helferin des Sportmediziners in Innsbruck in Haft. Der Vater von Schmidt soll nun nach Deutschland ausgeliefert werden. Er hatte weder gegen die Verlängerung der Haft noch gegen die Auslieferung nach Deutschland gewehrt.
Chef-Ermittler Csefan machte unterdessen weitere Details der Doping-Affäre öffentlich. Demnach seien Athleten von Mark Schmidt zu Dopinganwendungen aufgefordert und zu Beginn zu kostenfreien Anwendungen eingeladen worden, damit sie sich selbst von der Wirksamkeit der Doping-Methoden überzeugen könnten. Zudem habe man Sportler angelockt, indem auf bereits behandelte Athleten verwiesen wurde, die neue Profiverträge erhalten hätten.
Vor der „Operation Aderlass“habe man laut Csefan erfahren, dass an einem Tag vier Athleten an drei verschiedenen Orten behandelt werden sollten. Diese Information sei ausschlaggebend gewesen für die Entscheidung zur Razzia mit dem Ziel, einen der Sportler auf frischer Tat zu ertappen. Das gelang den Ermittlern bei dem österreichischen Langläufer Max Hauke, der von der Polizei mit einer Nadel im Arm überführt wurde.
„Ich kann ganz klare Parallelen der Machenschaften dieser Gruppierung und anderer Mafia-Organisationen feststellen.“ Chef-Ermittler Dieter Csefan