Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Thermomix-Fans kochen vor Wut
Ein neues Modell soll den Hype um den Küchenhexer beleben. Doch Käufer fühlen sich hintergangen
BERLIN. Der Thermomix ist der Star unter den Küchengeräten. Ein echtes Supertalent, das die Funktionen von mehreren Küchenmaschinen clever in sich vereint. Wie jeder Star muss sich auch der Thermomix von Zeit zu Zeit neu erfinden. „Dürfen wir vorstellen? Den besten Thermomix aller Zeiten“, pries das Wuppertaler Unternehmen seinen neuen TM6 an, der am 1. April auf den Markt kommt. Der soll den Hype um die KultKüchenhilfe mit vielen neuen und erweiterten Funktionen wiederbeleben. Der Thermomix kann jetzt auch braten, karamellisieren, fermentieren und Rezeptideen auf einem neuen, größeren Display liefern. Fehlt nur noch, dass er einem die Steuererklärung macht. Doch den Thermomix-Fans ist nicht zum Jubeln zumute. Im Gegenteil, sie kochen vor Wut.
„Es ist einfach nur frech, was ihr mit den Kunden macht. Euer Produkt kostet doch keine 100 Euro. Und dann verarscht ihr die Leute so?“, schreibt eine Kundin auf Facebook, deren Gemüt sich wohl auf die 160 Grad erhitzt hat, die der neue TM6 jetzt schafft. Tatsächlich schraubt der generalüberholte heiße Hexer, der den Herd überflüssig machen soll, seine Preise nach oben: Während der TM5 derzeit für 1199 Euro zu bekommen ist, kostet der TM6 1359 Euro. Weiteres Haar in der Suppe: Kunden, die sich vor kurzer Zeit einen Thermomix zugelegt haben, fühlen sich nun „hintergangen“, da sie unwissend auf ein Auslaufmodell „reingefallen“ seien: „Sehr, sehr dreist“, schimpft ein enttäuschter Fan in den sozialen Medien. Er habe vor dem Kauf extra nachgefragt, wann das nächste Modell rauskommt, „die Antwort war ,frühestens 2024‘“. Kaum fünf Wochen später komme jetzt plötzlich ein neues Modell mit neuen Funktionen auf den Markt. Er ist nicht der einzige Käufer, der Vorwerk vorwirft, auch auf gezielte Nachfrage hin keine Infos zum TM6 preisgegeben zu haben. Viele Nutzer des Vorgängermodells fürchten einen rapiden Wertverlust ihres Geräts. Sogar zu einer Musterfeststellungsklage haben sich Ex-Fans auf Facebook zusammengeschlossen.
Immerhin stellt Vorwerk sich vor die Verkäufer: Die kurzfristig angekündigte Markteinführung sei eine „Unternehmensentscheidung“gewesen, heißt es auf Anfrage. Die Verkäufer seien nicht über die Einführung des TM6 informiert gewesen. „Sie haben alle ehrlich und rechtschaffen gehandelt!“Man bedauere, dass einige Kunden verärgert seien. Generell wären auch bei einer früheren Ankündigung diejenigen Kunden enttäuscht gewesen, die kurz davor noch einen TM5 gekauft hätten.
Vorwerk stellt sich auch vor die Servicemitarbeiter. Der Ärger kommt ungelegen, denn die Karriere des Fast-Alles-Könners schwächelt: Weltweit ging der Umsatz um 12,9 Prozent auf rund 1,1 Milliarden Euro zurück. Im wichtigsten Markt Deutschland lag das Umsatzminus sogar bei 22,1 Prozent.
Vorwerk stellt sich vor die Servicemitarbeiter