Thüringische Landeszeitung (Weimar)

„Dummerweis­e landete ich im Maul“

Taucher Rainer Schimpf erzählt, wie er in Südafrika in den Rachen eines Wals geriet – und entkam

- VON JOHANNA RÜDIGER

PORT ELIZABETH. Dunkelblon­de Haare, braungebra­nnt, ein breites Lächeln – nein, Rainer Schimpf sieht nicht aus wie ein Mann, der kürzlich fast von einem Wal verschluck­t wurde. Fotos von genau dieser Szene gehen gerade um die Welt, darauf zu sehen: Der 51-jährige Tauchlehre­r aus Hessen im Schlund eines Wals, nur Schimpfs Beine baumeln aus dem Maul heraus. Es geschah vor der Küste Südafrikas, wo der aus dem Odenwald stammende Schimpf seit 15 Jahren lebt.

Das Tier habe ihn fast verschluck­t – ihn dann aber wieder ausgespuck­t. Schimpf hat nicht nur überlebt, er ist auch völlig unverletzt. „Kein Kratzer, nicht mal mein Tauchanzug hat etwas abgekriegt“, sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion.

„Ich bin rausgeschn­orchelt und habe versucht, Haie zu fotografie­ren“, erzählt Schimpf. „Dann kam plötzlich links unter mir ein Brydewal hoch, der aus einem ungewohnte­n Winkel auftauchte. Dummerweis­e war ich dann im Weg und landete so im Maul.“Er hätte in dieser Situation in Todesangst verfallen können, doch dafür blieb keine Zeit. Er habe ja nur wenige Sekunden im Maul gesteckt. „Ich hatte nur Schwarz vor Augen, weil es ja dunkel ist in dem Gaumen. Mein nächster Gedanke war: Okay, schlucken kann er mich nicht, weil der Schlund einfach nicht groß genug ist.“Schimpf hielt die Luft an, denn er befürchtet­e, der Wal würde ihn unter Wasser ziehen. Doch das passierte nicht, der Wal spuckte den menschlich­en Beifang einfach wieder aus.

Schimpf organisier­t seit 2003 Öko-Touren und Walbeobach­tungen, aber diesen Tag wird er nie vergessen. Dem Tier ist er nicht böse. „Den Wal trifft keine Schuld“, stellt Schimpf klar. Wale seien nicht aggressiv, im Gegenteil: „Sie sind schützensw­erte Tiere, wirklich harmlos, sehr sanft“, sagt er. Das habe der Wal ja auch wieder mal bewiesen: „Sofort als er seinen Fehler bemerkt hat, hat er mich wieder aus dem Maul rausgelass­en.“

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