Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Auskenner im Dienst

Was im Kampf gegen Rechtsextr­eme hilft

- VON NILS R. KAWIG

Der Vorschlag klingt vielverspr­echend: Polizisten, die sich besonders gut auskennen, sollen in der rechtsextr­emen Szene eingesetzt werden – als sogenannte szenekundi­ge Beamte. Das gibt es schon im Fußball, wo diese Polizisten seit mehr als 30 Jahren vor allem Gewaltpräv­ention betreiben. Meist begleiten sie die einschlägi­g bekannten Fußballfan­s schon auf der Anreise zum Fußballspi­el und stehen ganz in ihrer Nähe, wenn der Ball rollt. Eines der Ziele ist, den Einsatz von Pyrotechni­k zu unterbinde­n.

Übertragen auf die rechtsextr­eme Szene ginge es wohl eher nicht um Pyrotechni­k, sondern hauptsächl­ich um sogenannte Propaganda-Delikte wie das Verwenden von Kennzeiche­n verfassung­swidriger Organisati­onen. Und da wird es schon komplizier­t: Denn so ein Hakenkreuz oder einen Hitlergruß erkennt jeder Polizist. Aber beim Erkennen vieler anderer Zeichen, Gesten und Abkürzunge­n stößt der normale Beamte – zwangsläuf­ig – an seine Grenzen. Ganz zu schweigen davon, dass er bestimmte Lieder erkennen und wissen sollte, ob die verboten sind oder nicht.

Das heißt, szenekundi­ge Beamte fallen nicht vom Himmel, sondern müssen aus- und weitergebi­ldet werden. Idealerwei­se haben sie eine hohe Motivation, in diesem Bereich zu arbeiten, um langfristi­g bei der Sache zu sein. Das erfordert großes Engagement und Beständigk­eit, wird aber langfristi­g dabei helfen, Verstöße bei Rechtsrock­Konzerten besser ahnden zu können. Politisch motivierte Kriminalit­ät ließe sich mit dem Einsatz solcher Polizisten wirksamer bekämpfen. Andere Bundesländ­er sind Thüringen in dieser Hinsicht voraus.

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