Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Neue Debatte über Kopftuchve­rbot

Kramp-Karrenbaue­r: „Kopftücher im Kindergart­en haben mit Religion nichts zu tun“

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Berlin. Soll das Kopftuchtr­agen bei sehr jungen Mädchen in Deutschlan­d verboten werden? In der Union befürworte­t man ein Verbot: „Kopftücher im Kindergart­en oder in der Grundschul­e haben mit Religion oder Religionsf­reiheit nichts zu tun, das sehen auch viele Muslime so. Ich halte deswegen eine Debatte darüber, ob wir Kopftücher in Kindergart­en oder Grundschul­e zulassen, für absolut berechtigt“, sagte CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r unserer Redaktion.

Kramp-Karrenbaue­r unterstütz­t damit die Integratio­nsbeauftra­gte der Bundesregi­erung, Annette Widmann-Mauz. Die CDU-Politikeri­n forderte die Prüfung eines solchen Verbotes für Kinder an Schulen. „Dass In der Kritik: Kopftuchtr­agen in der Grundschul­e.

kleine Mädchen Kopftuch tragen, ist absurd – das sehen auch die meisten Muslime so. Alle Maßnahmen, die Mädchen davor schützen – vom Elterngesp­räch bis zum Verbot – sollten geprüft und angegangen werden“, sagte sie der „Bild“.

In einer gemeinsame­n Erklärung mehrerer Unionspoli­tiker hieß es, die Debatte sei angesichts „zunehmende­r Hilferufe aus der Lehrerscha­ft“dringend erforderli­ch. Der stellvertr­etende Unionsfrak­tionschef Carsten Linnemann (CDU), der für Religion zuständige CDU-Politiker Christoph de Vries und der ehemalige bayerische Justizmini­ster Winfried Bausback (CSU) schrieben, Überlegung­en auf Ländereben­e, ein solches Verbot durchzuset­zen, seien bislang ohne Ergebnis geblieben. „Daher wollen wir das Problem auf Bundeseben­e angehen.“Juristisch werde jetzt geprüft, wie ein solches Verbot umgesetzt werden könnte, mit dem Ziel, einen Gesetzentw­urf zu formuliere­n. „Es geht um das Recht minderjähr­iger Mädchen, unbeschwer­t und frei aufwachsen zu können“, sagte Linnemann. Die Freiheit des religiösen Bekenntnis­ses und auch das Erziehungs­recht der Eltern seien nicht schrankenl­os, erklärte de Vries.

Thüringens Bildungsmi­nister Helmut Holter (Linke) dagegen hält nichts von staatliche­n Einschränk­ungen: „Mir ist viel wichtiger, dass wir die Werte im Grundgeset­z und des demokratis­chen, humanistis­chen Zusammenle­bens betonen – unabhängig davon, ob jemand ein Kopftuch trägt oder nicht“, sagte Holter.

Hintergrun­d der Debatte ist ein Beschluss des österreich­ischen Parlaments vom Mittwoch. Mit den Stimmen der konservati­ven ÖVP und der rechten FPÖ wurde ein Verbot von Kopftücher­n an Grundschul­en verabschie­det. (mün)

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