Thüringische Landeszeitung (Weimar)

7500 Kilometer Abenteuer bis zum Polarkreis und zurück

Drei Thüringer sammeln auf der nördlichst­en Rallye der Welt für Weimars Kinderhaus und den Wünschewag­en

- VON MICHAEL BAAR

Weimar. Sie sind seit Jahren miteinande­r befreundet, schon von Berufs wegen Autofreund­e, und sie suchen nach Herausford­erungen jenseits des Alltags: Jens Schlöffel (46) aus Weimar, Kai Müller (35) aus Altenburg und Jens Schindler (40) aus Apolda. Im Juni erfüllen sie sich einen schon länger gehegten Wunsch. Sie starten bei einer ungewöhnli­chen Rallye: 16 Tage lang führt diese 7500 Kilometer über die nördlichst­e Rallye-Runde des Erdballs. Unter dem Namen „The Baltic Sea Circle“geht es bis hinauf zum Polarkreis. Das Nordkap ist der nördliche Wendepunkt. Von dort geht es nach Osten – einmal um die Ostsee. Mit Deutschlan­d, Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Russland, Estland, Lettland, Litauen und Polen haben sie im Ziel schließlic­h zehn Länder durchquert.

Um das Vorhaben zu einer echten Herausford­erung zu machen, darf das Fahrzeug nicht jünger als 20 Jahre sein, kein GPS und kein Navi nutzen. Autobahnen sind auf der Tour verboten. Es gibt auch keine vorgegeben­en Routen. „Das Roadbook macht Vorschläge und gibt uns Aufgaben, denen wir uns stellen können, falls wir sie entschlüss­eln“, sagt Jens Schlöffel, der als Kfz-Mechaniker im Autohaus Schinner arbeitet.

Pflicht ist dagegen die CharityAuf­gabe: Jedes Team sammelt mindestens 750 Euro für nachhaltig­e Spenden-Projekte eigener Wahl. Diese Herausford­erung haben die Drei schon vor Monaten angenommen: Aktueller Spendensta­nd für den Thüringer Wünschewag­en und für das Kinderhaus Weimar war zum Ende dieser Woche 1590 Euro. Und diese Summe soll noch wachsen.

„Mit dem Wünschewag­en erfüllt der Arbeiter-SamariterB­und Jena sterbenskr­anken Menschen oftmals letzte Herzenswün­sche oder beschert ihnen glückliche Momente, die sie sonst nicht mehr gehabt hätten“, erläutert Kai Müller. „Und das Kinderhaus Weimar ist ja für jeden ein Begriff.“

Gesammelt werden die Spenden über die Internetpl­attform „betterplac­e.org“. „Sie gehen zu hundert Prozent an die beiden Einrichtun­gen“, versichert Jens Schlöffel und verweist auf die eigene Team-Website „https:// team-irgendwasi­stimmer.jimdofree.com/“als Weg zur Spende.

„Irgendwas ist immer“lautet auch der Teamname. Er war ursprüngli­ch ein Provisoriu­m, das inzwischen aber gut passt. Denn im Normalfall gibt es immer einen Grund, eine so verrückte Idee wie die Rallye-Teilnahme nicht umzusetzen. Und es fanden sich auch genügend Gründe für oder gegen andere Namen. Also behielten sie das Provisoriu­m

bei und legten sich früh auf ihr Abenteuer fest: Wir machen das, egal was ist.

Ihr Gefährt wird ein Opel Frontera vom Baujahr 1992 sein. Mit 125 PS aus einem 2,4Liter-Motor ist er nicht gerade ein Kraftprotz oder Renner. Aber er ist zehn Zentimeter höher gelegt und hat zuschaltba­ren Allradantr­ieb. Das sollte ausreichen,

um tiefe Fjorde, raue Klippen und russische Schlagloch­pisten zu meistern.

In diesen Tagen beginnt für die Drei die heiße Phase der Vorbereitu­ng. Start ist Hamburg. Von dort geht es nach Stockholm, Lofoten und zum Nordkap. Murmansk, St. Petersburg und Tallinn sind weitere große Ziele bis zurück nach Hamburg.

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