Thüringische Landeszeitung (Weimar)
7500 Kilometer Abenteuer bis zum Polarkreis und zurück
Drei Thüringer sammeln auf der nördlichsten Rallye der Welt für Weimars Kinderhaus und den Wünschewagen
Weimar. Sie sind seit Jahren miteinander befreundet, schon von Berufs wegen Autofreunde, und sie suchen nach Herausforderungen jenseits des Alltags: Jens Schlöffel (46) aus Weimar, Kai Müller (35) aus Altenburg und Jens Schindler (40) aus Apolda. Im Juni erfüllen sie sich einen schon länger gehegten Wunsch. Sie starten bei einer ungewöhnlichen Rallye: 16 Tage lang führt diese 7500 Kilometer über die nördlichste Rallye-Runde des Erdballs. Unter dem Namen „The Baltic Sea Circle“geht es bis hinauf zum Polarkreis. Das Nordkap ist der nördliche Wendepunkt. Von dort geht es nach Osten – einmal um die Ostsee. Mit Deutschland, Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Russland, Estland, Lettland, Litauen und Polen haben sie im Ziel schließlich zehn Länder durchquert.
Um das Vorhaben zu einer echten Herausforderung zu machen, darf das Fahrzeug nicht jünger als 20 Jahre sein, kein GPS und kein Navi nutzen. Autobahnen sind auf der Tour verboten. Es gibt auch keine vorgegebenen Routen. „Das Roadbook macht Vorschläge und gibt uns Aufgaben, denen wir uns stellen können, falls wir sie entschlüsseln“, sagt Jens Schlöffel, der als Kfz-Mechaniker im Autohaus Schinner arbeitet.
Pflicht ist dagegen die CharityAufgabe: Jedes Team sammelt mindestens 750 Euro für nachhaltige Spenden-Projekte eigener Wahl. Diese Herausforderung haben die Drei schon vor Monaten angenommen: Aktueller Spendenstand für den Thüringer Wünschewagen und für das Kinderhaus Weimar war zum Ende dieser Woche 1590 Euro. Und diese Summe soll noch wachsen.
„Mit dem Wünschewagen erfüllt der Arbeiter-SamariterBund Jena sterbenskranken Menschen oftmals letzte Herzenswünsche oder beschert ihnen glückliche Momente, die sie sonst nicht mehr gehabt hätten“, erläutert Kai Müller. „Und das Kinderhaus Weimar ist ja für jeden ein Begriff.“
Gesammelt werden die Spenden über die Internetplattform „betterplace.org“. „Sie gehen zu hundert Prozent an die beiden Einrichtungen“, versichert Jens Schlöffel und verweist auf die eigene Team-Website „https:// team-irgendwasistimmer.jimdofree.com/“als Weg zur Spende.
„Irgendwas ist immer“lautet auch der Teamname. Er war ursprünglich ein Provisorium, das inzwischen aber gut passt. Denn im Normalfall gibt es immer einen Grund, eine so verrückte Idee wie die Rallye-Teilnahme nicht umzusetzen. Und es fanden sich auch genügend Gründe für oder gegen andere Namen. Also behielten sie das Provisorium
bei und legten sich früh auf ihr Abenteuer fest: Wir machen das, egal was ist.
Ihr Gefährt wird ein Opel Frontera vom Baujahr 1992 sein. Mit 125 PS aus einem 2,4Liter-Motor ist er nicht gerade ein Kraftprotz oder Renner. Aber er ist zehn Zentimeter höher gelegt und hat zuschaltbaren Allradantrieb. Das sollte ausreichen,
um tiefe Fjorde, raue Klippen und russische Schlaglochpisten zu meistern.
In diesen Tagen beginnt für die Drei die heiße Phase der Vorbereitung. Start ist Hamburg. Von dort geht es nach Stockholm, Lofoten und zum Nordkap. Murmansk, St. Petersburg und Tallinn sind weitere große Ziele bis zurück nach Hamburg.