Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Betonkanu-Taufe im Weimarer Schwanseebad
Bauhaus-Uni und F.A.Finger-Institut für Baustoffkunde starten nächste Woche mit zwei Eigenbau-Booten bei der diesjährigen Betonkanu-Regatta in Heilbronn
Getestet und getauft haben Studierende der Weimarer Bauhaus-Universität gestern ihre Betonkanus Marke Eigenbau. Eines der Kanus trägt nun den Namen „inForm“, das zweite heißt „funktionIert“. Und da beide tatsächlich nicht untergehen, obwohl sie aus Beton sind, wollen ihre Erbauer mit ihnen nun bei der Betonkanu-Regatta auf dem Neckar in Heilbronn an den Start gehen.
Einmal mehr hilft die Bauhaus-Uni der Stadt mit einer Idee aus der Bredouille. Die Befürchtung, dass das Lotte-Wasser, mit dem das einstige Vorwärmbecken des Schwanseebades auch nach der Sanierung befüllt wird, mangels ausreichender Umwälzung biologisch umkippt, trieb die Studenten am Mittwoch zu Höchstleistungen an. In zwei Kanus wälzten sie mit Stechpaddeln das Wasser im potjomkinschen Becken um, dass es den Algen wohl Angst und Bange wurde. Leider funktionierte die Methode nur für einen Nachmittag.
Und eigentlich war es auch nicht die Trübung, gegen die die jungen Bauhäusler anpaddelten. Sie testeten im Bad traditionell ihre beiden selbst entworfenen und gebauten Boote, mit denen sie am 28. und 29. Juni bei der alle zwei Jahre stattfindenden Betonkanu-Regatta auf dem Neckar in Heilbronn antreten.
Der wissenschaftliche wie sportliche Vergleich, mit dem sich die deutsche Zement- und Betonindustrie an Berufsschulen, Fachhochschulen, Hochschulen und anderen Institutionen wendet, an denen Betontechnik gelehrt wird, wird bereits seit den 80ern ausgetragen – in diesem Jahr zum 17. Mal. Die BauhausUni und das hiesige F.A.FingerInstitut für Baustoffkunde sind seit 1994 mit von der Partie.
Auf den Projektaufruf hin, der im Oktober 2018 an der Fakultät für Bauingenieurwesen ausgehängt wurde, meldeten sich immerhin 35 Studenten – wenngleich sich die freiwillige Teilnahme, die sich an späten Nachmittagen, Abenden und Wochenenden abspielte, nicht als eine für den Studienabschluss relevante Leistung abrechnen lässt.
Die etwa fünf Meter langen High-Tech-Gefährte, die dabei entwickelt wurden, bewiesen im Schwanseebad ihre Renntauglichkeit: Obwohl sie aus Beton hergestellt sind, bringen sie nur 60 Kilo auf die Waage, sind dennoch wasserdicht und vor allem schnell. Ihre Namen, auf die sie gestern getauft wurden, greifen den Bauhaus-Gedanken „Form folgt Funktion“auf: eines geht als „funktionIert“ins Rennen, das andere als „inForm“.
In Form wollen sich die Weimarer auch sportlich präsentieren. „Den Sprung ins Finale der Top 6 haben wir immer erreicht, viele Podestplätze eingefahren und 2002 sogar gewonnen. In Deutschland sind wir eigentlich ganz vor dabei. Unter den 50 Institutionen, die ihre Teams in Heilbronn starten lassen, befinden sich aber auch einige aus europäischen Nachbarländern, die das Ganze sehr professionell betreiben, lange darauf hin trainieren und entsprechend schwer zu schlagen sind“, weiß Projektleiter Thomas Bock.