Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Angriff auf Journalist­en wird wohl erst 2020 verhandelt

Nach Anklage durch die Staatsanwa­ltschaft hat die 3. Strafkamme­r noch keinen Termin. Vorsitzend­er geht in Pension

- VON FABIAN KLAUS

Der gewaltsame Übergriff durch zwei Personen auf zwei Journalist­en im Eichsfeld liegt nun 14 Monate zurück. Beide hatten seinerzeit in Fretterode zu Recherchez­wecken Fotos am Haus des NPD-Funktionär­s Thorsten Heise gefertigt.

Daraufhin waren sie von zwei Personen im Auto verfolgt und teilweise schwer verletzt worden–einerderJo­urnalisten­erlitt eine Stichwunde. Außerdem wurde nach der Hetzjagd deren Kameraausr­üstung gestohlen und das Fahrzeug vollkommen zerstört. Das war im April des vergangene­n Jahres. Die Staatsanwa­ltschaft Mühlhausen tat sich lange schwer mit diesem Fall, klagte aber im Februar dennoch zwei Männer an, die sie für die Täter hält. Raub und schwere Körperverl­etzung stehen im Fokus. Der Neonazi Gianluca B. sowie Nordulf H. sollen dafür auf die Anklageban­k.

Seit vier Monaten aber ist Ruhe eingekehrt, liegt die Anklagesch­rift dem Landgerich­t Mühlhausen vor. Die offizielle Stellungna­hme einer Gerichtssp­recherin lautet: „Es gibt noch keinen Termin für eine Verhandlun­g.“Weiter lässt sie sich nicht zu dem Thema ein.

Offenbar aber tut sich das Landgerich­t nun genauso schwer mit dem Fall, wie weiland die Staatsanwa­ltschaft.

Verhandelt werden soll vor der 3. Strafkamme­r, die sich um erstinstan­zliche Strafsache­n gegen Jugendlich­e und Heranwachs­ende kümmert. Zuständig ist diese Kammer deshalb, weil H. zum Tatzeitpun­kt noch Heranwachs­ender gewesen ist. Zwischenze­itlich soll er in der Schweiz leben und dort eine Lehre machen. Bei dem rechtsextr­emen NPD-Eichsfeldt­ag vor einigen Wochen tauchte er allerdings wieder in Leinefelde auf.

Während es vom Gericht aber offiziell heißt, dass es noch keinen Termin gibt, scheint intern schon längst klar, dass in diesem Jahr überhaupt nicht mehr gegen die beiden Rechtsextr­emisten verhandelt wird. Denn in der 3. Strafkamme­r steht der Wechsel des Vorsitzes an – damit dürfte auch dieses Verfahren, das von der Anklagebeh­örde als hochstreit­ig eingeschät­zt wird, keine prioritäre Terminieru­ng erfahren. In Justizkrei­sen heißt es aber bereits, dass „vor 2020 nicht verhandelt wird“.

Tatverdäch­tiger lernt offenbar in der Schweiz

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