Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Hauptbahnhof 35 Stunden gesperrt
Passagiere müssen am Samstag und Sonntag rund um Erfurt längere Fahrzeiten und Schienenersatzverkehr einplanen
Reisende, die den Erfurter Hauptbahnhof nutzen möchten, müssen sich am Wochenende auf massive Behinderungen einstellen. Der Zugverkehr ist ab Samstag 0 Uhr bis voraussichtlich Sonntag 11 Uhr komplett gesperrt. Die Bahn installiert am ICE-Knoten Erfurt neue Software und Stellwerktechnik.
So werden auf dem Güterbahnhof unter anderem Überholmöglichkeiten von Güterzügen mit einer Länge von bis zu 750 Metern geschaffen. Dafür sei es unter anderem erforderlich, die bereits installierte Sicherheitsund Signaltechnik scharf zu schalten, erklärt ein Bahnsprecher dieser Zeitung.
Auf der ICE-Neubaustrecke zwischen Erfurt und dem fränkischen Ebensfeld sollen künftig neben den Hochgeschwindigkeits-Personenzügen auch Güterzüge fahren. Erste Gespräche mit Interessenten ab dem Fahrplan 2020 würden derzeit geführt, bestätigte gestern eine Bahnsprecherin.
Pendelzug zwischen Gotha und Fulda
Die vor anderthalb Jahren eröffnete Trasse durch den Thüringer Wald wird mit dem Europäischen Zugsicherheitssystem ETCS (European Train Control System), einer Art Autopilot für die Züge, betrieben. Diese technischen Anforderungen müssen dann auch Güterzuglokomotive auf der Trasse erfüllen.
Zudem erfolgen bis Sonntag auch am Bahnhof Halle/Saale umfangreiche Bauarbeiten. Davon bereits betroffen sind die ICE von Berlin über Halle nach Erfurt und in die Gegenrichtung. Diese Züge, beispielsweise mit den Zielen München oder Frankfurt/Main werden am heutigen Donnerstag und am Freitag über den Güterbahnhof Halle umgeleitet. Für die Züge des Privatanbieters Abellio, die von Erfurt, Saalfeld, Nordhausen oder Leinefelde nach Halle fahren, verkehren auf den letzten Streckenabschnitten bis Halle Busse.
Kommenden Samstag und Sonntagvormittag leitet die Bahn sämtliche ICE-Züge weiträumig um den gesperrten Erfurter Bahnhof um. Die Fahrzeit beispielsweise von Erfurt nach München kann sich auf mehr als fünf Stunden verdoppeln. Mehrfaches Umsteigen ist erforderlich, geht aus der Zugauskunft der Bahn im Internet hervor.
Die Bahn betreibt als ICE-Ersatz auf der Strecke Weimar – Erfurt – Gotha Schienenersatzverkehr mit Bussen. Zwischen Gotha und dem ICE-Bahnhof Fulda fährt ein Pendelzug. Dort besteht Anschluss an einen Teil der umgeleiteten ICE-Züge. Richtung München können die ICE auch in Saalfeld oder in Naumburg erreicht werden.
Betroffen von den Einschränkungen am Wochenende ist zudem der Regionalverkehr von und nach Erfurt. Alle Anbieter betreiben während der 35-stündigen Sperrung ab dem Erfurter Hauptbahnhof teilweise Schienenersatzverkehr um die Reisenden an ihre Ziele zu fahren.
Busse werden unter anderem zwischen dem Erfurter Hauptbahnhof und Neudietendorf sowie Erfurt-Ost, Erfurt-Nord und Weimar eingesetzt. Je nach Fahrtrichtung müssen Reisende während der Sperrung ab Erfurt einen der Ersatzverkehrsbusse nutzen.
Zusätzliches Personal am Bahnhof hilft den Reisenden am Wochenende sich zurechtzufinden und die richtigen Busse für ihre Reise zu erreichen. Ausdrücklich weist die Bahn darauf hin, dass es im Schienenersatzverkehr nur eingeschränkt möglich ist, Kinderwagen, Fahrräder oder Rollstühle mitzunehmen.
Die Vollsperrung des Zugverkehrs in Erfurt hat damit auch im Regionalverkehr weitreichende Auswirkungen, da die Fahrzeiten einzelner Züge am Wochenende abweichen könnten. Am Erfurter Hauptbahnhof sind Geschäfte und Cafés, aber auch der Informations-Schalter der Bahn trotz der Baumaßnahmen wie gewöhnlich geöffnet, versicherte gestern ein Sprecher der Bahn dieser Zeitung.
Verlaufen die Arbeiten ohne Probleme, soll der Zugverkehr im Erfurter Hauptbahnhof am Sonntag ab 11 Uhr wieder normal rollen.
Das Land nutzt die Gelegenheit der Streckensperrung durch den Thüringer Wald am Samstag für eine große Rettungsübung im Tunnel Fleckberg.