Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Drei Streifen machen noch kein Adidas
EU-Gericht verweigert dem Sportartikelhersteller umfangreichen Schutz des Drei-Streifen-Logos
Die drei Streifen sind Kult. 96,5 Prozent der Deutschen denken bei Sportbekleidung an Adidas, fanden Marktforscher vor einem Jahr heraus. Kein anderer Hersteller ist in diesem Bereich bekannter. Das milliardenschwere Geschäft lockt auch Nachahmer auf den Plan – und beim Kampf gegen unliebsame Wettbewerber hat Adidas-Chef Kasper Rorsted jetzt eine Niederlage kassiert. Das EU-Gericht in Luxemburg hat dem Konzern aus dem bayerischen Herzogenaurach am Mittwoch eine Abfuhr erteilt. Die Richter sprachen sich gegen einen umfassenden Markenschutz aus, den Adidas für seine drei Streifen europaweit erlangen wollte.
Damit bestätigte das Gericht eine Entscheidung des EU-Markenamts EUIPO mit Sitz im spanischen Alicante. Drei schwarze Streifen allein – das reicht für Markenschutz nicht aus. Die allgemeine Variante von drei schwarzen Streifen auf weißem Hintergrund sei nicht charakteristisch genug, außerdem habe Adidas nicht den Wiedererkennungswert der verschiedenen Varianten des Logos in der gesamten EU nachweisen können. Der Konzern wollte ein Zeichen aus drei parallelen, gleich breiten und im gleichen Abstand in beliebiger Richtung angebrachten Streifen für Kleidung, Schuhe und Kopfbedeckungen EUweit schützen lassen.
Die Richter bemängelten: Unter den 10.000 Seiten Belegen von Adidas hätten einige gar nichts mit der Sache zu tun gehabt. Andere sah das Gericht etwa wegen umgekehrter Farbmuster als ungültig an. Die einzigen Nachweise von gewisser Relevanz hätten sich allein auf fünf EU-Staaten bezogen und könnten nicht auf den gesamten Staatenbund hochgerechnet werden, hieß es.
Adidas reagierte zurückhaltend auf das Urteil. „Wir sind enttäuscht von der jüngsten Entscheidung des Gerichtshofs“, sagte eine Sprecherin des Konzerns unserer Redaktion. Mit der Entscheidung sei bestätigt worden, dass in Europa nicht für alle Positionen und Richtungen der Drei-Streifen-Marke auf Adidas-Produkten Adidas-Vorstandschef Rorsted.
markenrechtlicher Schutz gewährt werden könne.
Darüber hinaus sieht Adidas aber keine Auswirkungen auf den Schutz seines Drei-StreifenLogos. Der Hersteller hat sich auf nationaler und europäischer Ebene eine Vielzahl an Marken gesichert. Unter anderem an der Seite von Schuhen und Hosen sowie an Ärmeln von Hemden bleiben die drei Streifen demnach weiter geschützt. Das Urteil habe „keinen Einfluss auf unsere Fähigkeit, das Drei-Streifen-Logo weiterhin zu verwenden oder darauf, den Schutz, der durch andere, bestehende Eintragungen besteht, durchzusetzen“, teilte der Konzern mit. Ob Adidas Berufung vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) einlegen wird, ließ der Konzern am Mittwoch offen. Die Hürden dafür wären hoch – außerdem könnte Adidas hier keine neuen Beweise vorlegen. Das Unternehmen kündigte an, die Entscheidung der Luxemburger Richter zu analysieren und Hinweise daraus für das künftige Vorgehen beim Schutz der Marke zu nutzen.
Vorausgegangen war dem Urteil ein jahrelanger Streit zwischen Adidas und dem belgischen Wettbewerber Shoe Branding Europe. Dieser hatte Einspruch gegen die Eintragung der drei Streifen „in beliebiger Richtung“beim Markenamt durch Adidas eingelegt – für die eigene Schuhmarke Patrick verwenden die Belgier zwei Streifen in Richtung Ferse. Zuletzt hatte das EUGericht Patrick den Markenschutz verwehrt, mit der Begründung, die zwei Streifen ähnelten zu sehr dem Logo von Adidas.
Zu möglichen finanziellen Folgen äußerte sich Adidas nicht. Experten erwarten durchaus Konsequenzen. Die Londoner Markenberatung Brand Finance etwa veranschlagt den Wert der Marke Adidas auf 14,3 Milliarden Dollar (12,8 Milliarden Euro). Die drei Streifen stünden als Synonym für den Konzern. „Die sind wahnsinnig wichtig für Adidas – ein bisschen wie der Adler von Giorgio Armani, der Swoosh von Nike oder das Pony von Ralph Lauren“, sagte Brand-Finance-Chef David Haigh der Nachrichtenagentur Reuters. Das Urteil könne den Markenwert daher um 1,5 Milliarden Dollar schmälern. Die Aktie des Konzerns gab zwischenzeitlich um bis zu zwei Prozent nach. (mit dpa/rtr)
Jahrelanger Streit mit Wettbewerber