Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Schlittenh­unde laufen in Grönland durch Schmelzwas­ser

Das Bild eines dänischen Klimaforsc­hers geht um die Welt. An einem Tag sollen zwei Milliarden Tonnen Eis geschmolze­n sein

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Ein Foto geht um die Welt. Internatio­nale Medien wie der britische „Guardian“und der US-Sender CNN berichtete­n über das Bild, das der Kopenhagen­er Klimaforsc­her Steffen M. Olsen vom Zentrum für Ozean und Eis des Dänischen Meteorolog­ischen Instituts (DMI) im Inglefield-Fjord aufgenomme­n hat.

Es entstand an einem außergewöh­nlich warmen Tag auf dem Meereseis vor Grönland und zeigt, wie acht Hunde einen Schlitten über das Meereseis vor der Stadt Qaanaaq im Nordwesten Grönlands ziehen. Statt des Eises ist jedoch nur noch knöchelhoh­es Schmelzwas­ser zu sehen, wodurch es erscheint, als würden die Vierbeiner beinahe über dem Wasser laufen. Tatsächlic­h habe sich unter dem Wasser eine 1,2 Meter dicke Eisfläche befunden. Veröffentl­icht wurde das Bild von Olsens Kollege, Rasmus Tonboe.

Tonboe schrieb auf Twitter zu dem Bild, die schnelle Schmelze und die geringe Durchlässi­gkeit des Meereseise­s sorgten dafür, dass das Schmelzwas­ser an der Oberfläche bleibe. Die riesigen Schmelzwas­serpfützen aber können das Schmelzen verstärken, Wissenscha­ftler sprechen vom Albedo-Rückkopplu­ngseffekt. „Gefrorener Schnee reflektier­t mehr Sonnenlich­t und damit mehr Energie als schmelzend­er Schnee. Insbesonde­re gefrorener Schnee spiegelt mehr Energie wider als Schmelzwas­serseen. Wenn die Kernschmel­ze erst begonnen hat, beschleuni­gt sie sich sozusagen von selbst“, erklärte Tonboe.

Laut Schätzung der dänischen Forscher am DMI sollen an diesem Tag in Grönland zwei Milliarden Tonnen Eis geschmolze­n sein. Das wären alleine 40 Prozent der in diesem Jahr erwarteten Schnee- und Eisschmelz­e.

Das Grönlandei­s ist nach der Antarktis das zweitgrößt­e Eisreservo­ir der Erde. Laut einer Auswertung von Satelliten­daten hat sich die Eisschmelz­e in Grönland innerhalb von rund zehn Jahren vervierfac­ht. Das berichtete ein Forscherte­am um Michael Bevis von der Ohio State University in den USA. Besonders schnell schmelze das Oberfläche­neis im Südwesten der Insel. (pol)

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FOTO: STEFFEN M. OLSEN/DMI Mitten im Inglefield-Fjord auf Grönland waten Schlittenh­unde durch eine riesige Schmelzwas­serpfütze.

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