Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Zeugen bekommen Hilfe vor Gericht
Ablauf der Verhandlung wird erklärt. Am Prozesstag begleitet ein Betreuer
Um Kriminalitätsopfern die Aussage vor Gericht zu erleichtern, gibt es in Thüringen zahlreiche Hilfen. Die Angebote werden vereinzelt genutzt, wie eine Umfrage bei Gerichten und Behörden ergab. An allen Amts- und Landgerichten gibt es demnach Ansprechpartner für Zeugenbetreuung.
Am Landgericht Mühlhausen etwa sind zwei Justizangestellte dafür zuständig. „In den letzten fünf Jahren sind sie für drei, vier Fälle herangezogen worden“, sagt Gerichtssprecherin Gitta Fehr-Albrado. Dabei seien sie jeweils von einem Vorsitzenden Richter beauftragt worden.
In der Regel werde vor der Verhandlung ein Termin vereinbart, bei dem der Sitzungssaal gezeigt und der Ablauf der Verhandlung erklärt werde, heißt es. Dabei lernt der Zeuge auch seinen gerichtlichen Betreuer kennen. Mit ihm werde geklärt, was am Verhandlungstag selbst an Unterstützung gewünscht ist. Wenn der Zeuge weiterhin Hilfe brauche, werde er am Prozesstag empfangen und begleitet. Dafür werde ein separates Zimmer genutzt, um etwa ein Zusammentreffen mit dem Angeklagten zu vermeiden.
„Beim Landgericht Meiningen ist eine Opferzeugenbetreuung eingerichtet“, sagt Sprecher Bernhard Landwehr. Die Ansprechpartner sind auf der Homepage des Landgerichts benannt. Zielgruppe seien vorrangig Opfer von Straftaten, die auch ein Zeugenzimmer nutzen können. Allerdings werde das Angebot
wenig genutzt. Grund sei, dass Opfer oft einen Anwalt hätten, der sie auch vor Gericht betreue, heißt es. Zum anderen hätten Opfer einer Straftat nach der Strafprozessordnung Anspruch auf psychosoziale Prozessbegleitung.
Auch im Justizzentrum Gera bekommen Kriminalitätsopfer Hilfe, wenn sie vor Gericht aussagen müssen. „Ängstliche Zeugen können sich an eine Mitarbeiterin des Gerichts wenden und ein Vorgespräch mit dem Richter vereinbaren“, sagt Sprecherin Simone Illian.