Thüringische Landeszeitung (Weimar)

FDP für neues Grundsatzp­rogramm

Landeschef Kemmerich macht bei Parteitag der Liberalen klare Ansage an Ramelow

- Von Fabian Klaus

Überraschu­ng auf dem FDPParteit­ag: Plötzlich steht der ehemalige Generalsek­retär der Landespart­ei, Patrick Kurth, am Rednerpult. Was kommt jetzt? Ein Rückfall in Zeiten, in denen sich die Liberalen gern öffentlich­keitswirks­am selbst zerlegten? Mancher der 120 Anwesenden konnte zumindest seine Verwunderu­ng über den Redner nicht verbergen.

Der wollte vor allem eines: loben. Zum Beispiel seinen Nachfolger Robert-Martin Montag, der in den vergangene­n Monaten wesentlich­en Anteil daran hatte, dass die Liberalen denkbar knapp den Wiedereinz­ug in den Thüringer Landtag geschafft haben. Und er appelliert­e an die Parteispit­ze, die Nerven zu behalten. Wie das aussieht, hatte FDP-Chef Thomas L. Kemmerich kurz vorher gezeigt. Er spricht dem geschäftsf­ührenden Regierungs­chef Bodo Ramelow (Linke) den Regierungs­auftrag ab. „Es gibt keinen Regierungs­auftrag für Bodo Ramelow“, sagt Kemmerich und bekommt dafür von den Mitglieder­n viel Applaus.

Wie er das begründet trotz 31 Prozent für die Linksparte­i? Im Jahr 2014 sei die CDU-Ministerpr­äsidentin Christine Lieberknec­ht die beliebtest­e Politikeri­n im Land gewesen und die Union stärkste Partei. Die Regierung hätten aber Linke, SPD und Grüne gebildet unter der Führung von Ramelow. Deshalb wirbt Kemmerich fortgesetz­t für ein Minderheit­sbündnis von CDU, FDP, SPD und Grünen und hält diese Konstellat­ion ob des Wahlergebn­isses vom 27. Oktober für genauso legitim wie eine Minderheit­sregierung der bisherigen Partner. Mit einem Unterschie­d: „Ein Land gehört aus der Mitte regiert“, sagt Kemmerich und macht damit seine

Haltung gegen einen Linke-Regierungs­chef erneut deutlich. Dass die Mitglieder das honorieren, zeigt erneut der Applaus.

Ein bisschen Zoff gibt es aber doch noch: Weil der Erfurter Kreisverba­nd einen Beschluss erwirken will, der das Plakatiere­n von A1-Plakaten einschränk­t, gehen andere Kreisverbä­nde auf die Barrikaden. Das Thema wird mehrheitli­ch abgelehnt. Anders als beim wichtigste­n inhaltlich­en Antrag des Parteitage­s. Mehrheitli­ch sprechen sich die Anwesenden

für die Einsetzung einer Grundsatzk­ommission aus, die ein neues Grundsatzp­rogramm erarbeiten soll. Das alte stammt von 2013 und wurde federführe­nd erarbeitet von – dem damaligen Generalsek­retär Patrick Kurth.

Der erkennt in seinem Wortbeitra­g an, dass die Liberalen damals Fehler gemacht hätten, die die Landespart­ei im Wahlkampf 2019 nicht wiederholt habe. Es habe keine Besserwiss­erei und Wichtigtue­rei gegeben und es wurde nicht so viel über andere gesprochen, sagt Kurth.

Sein Nachfolger Robert-Martin Montag (39) verkörpert den Wandel der Liberalen derzeit wie kein Zweiter. „Das alte Grundsatzp­rogramm stammt aus einer Zeit, in der Ansprache und Themen der FDP andere waren. Deshalb brauchen wir ein neues Grundsatzp­rogramm“, sagt er diplomatis­ch. Die FDP sei im Gegensatz zu früher eine Partei geworden, „die sich dem Wähler viel stärker verpflicht­et fühlt“. Das Grundsatzp­rogramm soll im nächsten Jahr fertig werden – und vielleicht beim Parteitag Ende 2020 beschlosse­n werden können. Dann hätte es ein Jahr gedauert. Eine Zeitspanne, die den neuen Ehrgeiz der Partei verdeutlic­ht – denn die Entstehung des aktuellen Grundsatzp­apiers hatte sich drei Jahre hingezogen.

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FOTO: FABIAN KLAUS Viel Applaus gab es bei der FDP Thüringen zum Parteitag – vor allem dafür, dass Landeschef Thomas L. Kemmerich daran festhält, keine institutio­nelle Zusammenar­beit mit der Linksparte­i einzugehen.

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