Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Das Berufsbild geraderücken
Mein Weg ins Handwerk Benedikt Daubel (35), Müller aus Bischofferode
Was hat Sie motiviert, den Beruf des Müllers zu erlernen?
Ich habe Müller auf dem zweiten Bildungsweg gelernt; ich war zuvor Tischler. Ich bin durch meine Freundin und ihre Familie, der die Bodemühle Redemann in Bischofferode gehört, zu dem Beruf gekommen. Ich habe großes Interesse daran gefunden – und ehrlich gesagt kann ich mir heute keinen anderen Beruf mehr vorstellen. Aktuell befinde ich mich in der Meisterschule. Irgendwann soll ich die Mühle übernehmen.
Was gefällt Ihnen besonders am Handwerk des Müllers?
Einerseits ist es total spannend, wie viele Produkte aus Getreide hergestellt werden können. Die meisten denken nur an Mehl, aber es gibt zum Beispiel auch Griese oder Futtermittel. Anderseits gefällt mir der Umgang mit den Maschinen. Die Arbeitsprozesse sind sehr komplex geworden. Sie umfassen ein breites Spektrum an technischen Aufgaben, für die man ein hohes Vorstellungsvermögen braucht.
Was möchten Sie jungen Leuten mit auf den Weg geben, die sich für dieses Gewerk interessieren?
Das Berufsbild muss unbedingt geradegerückt werden. Viele glauben, dass es Müller gar nicht mehr gibt. Oder sie denken beim Müller immer noch daran, Mehlsäcke zu schleppen oder auf dem Esel zu transportieren. Wie im Märchen. Das ist völlig überholt, denn der Beruf ist mittlerweile hoch technisiert. Das müssen junge Menschen wissen, zum Beispiel durch eine Mühlenführung oder ein Praktikum.