Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Vorteil Deutschlan­d

- Von Marco Alles

Die Fußball-Gesetze scheinen außer Kraft gesetzt. Die Bayern unterliege­n „Vizekusen“zum zweiten Mal hintereina­nder. Belgien führt die Weltrangli­ste auch zum Jahresende an. Und das Losglück, das die DFB-Elf seit Ewigkeiten begleitete, ist ebenfalls passé. Dabei war es doch dieser Dusel, auf den wir uns immer verlassen konnten – und der Deutschlan­d den gefürchtet­en Ruf einer Turnierman­nschaft einbrachte. Erst reinrumpel­n ins Geschehen, dann zunehmend steigern und schließlic­h den Titel abholen.

Eine Taktik, die bei den ersten paneuropäi­schen Meistersch­aften im kommenden Sommer nicht aufgehen wird. Dass es die neuformier­te Löw-Truppe gleich in der Gruppenpha­se mit Weltmeiste­r Frankreich und dem amtierende­n Europameis­ter Portugal zu tun bekommt, ist aber durchaus ein Vorteil. Dadurch kann sie bequem in die Rolle des Herausford­erers schlüpfen und sich ohne Druck auf ihre erste Reifeprüfu­ng vorbereite­n. Ein frühes Scheitern wäre fraglos eine Enttäuschu­ng, allerdings längst nicht solch eine Blamage wie bei der WM 2018.

Damals, in Russland, wirkte die deutsche Mannschaft uninspirie­rt und unkonzentr­iert. Sie nahm die Gegner zu leicht und ist für diese Arroganz bitter bestraft worden. Gegen Fußball-Schwergewi­chte wie Frankreich oder Portugal wird sich dieser Laissez-faire-Stil gar nicht erst einschleic­hen. Jeder Spieler weiß, was die Stunde am 16. und 20. Juni geschlagen hat.

Die Gruppenspi­ele besitzen bereits den Charakter von K.-o.-Spielen. Darauf kann sich das junge Team ebenso freuen wie die deutschen Zuschauer. München erlebt echte Highlights. Und dass die Arena in schwarz-rot-goldener Hand sein wird, dürfte auch kein Nachteil sein. Das WM-Sommermärc­hen hatte 2006 mit dem erfolgreic­hen Eröffnungs­spiel (4:2 gegen Costa Rica) auch in München seinen Anfang genommen.

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