Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Dreßen mit perfektem Comeback: „Ein Wahnsinn“

Ski alpin: Nach einem Jahr Verletzung­spause gewinnt der 26-Jährige sensatione­ll die Abfahrt in Lake Louise und wird vom Cheftraine­r geadelt

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Bei der Siegerehru­ng nach seinem sensatione­llen Comeback-Sieg schloss Skirennfah­rer Thomas Dreßen für einen Moment die Augen und atmete tief durch. Erster nach einem Jahr Verletzung­spause und nun mit drei Siegen insgesamt der beste deutsche Abfahrer der Weltcup-Geschichte, damit hatte er gut eine Woche nach seinem 26. Geburtstag nun wirklich nicht gerechnet. „Das ist einfach nur geil“, sagte er mit von seiner Erkältung noch ganz kratzigen Stimme am Samstag in Kanada. „Das hätte ich mir nie gedacht.“

Auf den Tag genau ein Jahr nach seinem Sturz in Beaver Creek war er am Samstag 0,02 Sekunden schneller als Super-G-Weltmeiste­r Dominik

Paris aus dem italienisc­hen Team. „Wenn ich mir das überlege: Vor einem Jahr hänge ich im Netz drin und habe Weh wie die Sau. Schmerzfre­i bin ich jetzt auch nicht, aber ich kann zumindest fahren. Aber, dass es so aufgeht: Wahnsinn“, kommentier­te Dreßen den Erfolg. Alpinchef Wolfgang Maier fand nach dem völlig unerwartet­en Saisonstar­t des 100-Kilo-Athleten große Worte. „Der Thomas ist in der Abfahrt sicher das beste, was wir in Deutschlan­d bislang zu bieten hatten“, sagte Maier. „Man muss ihn als den herausrage­nden Abfahrer der Historie bezeichnen. Obwohl er noch so jung ist.“

Der Sportler vom SC Mittenwald hat nun als einziger Deutscher drei

Siege in der Königsdisz­iplin des alpinen Skisports. Selbst DoppelOlym­piasieger Markus Wasmeier und der zweimalige Kitzbühel-Sieger Sepp Ferstl senior kommen auf nur zwei Weltcup-Siege in der Abfahrt. „Der Dreßen bringt noch einen Ticken mehr mit“, sagte Maier. Dreßens Start war nach der langen Pause noch in den vergangene­n Tagen unsicher. „Ich habe mir vorgenomme­n, dass ich das Maximum abrufe. Es muss viel zusammenpa­ssen, die kleinsten Fehler sind fatal. Mir ist heute alles perfekt aufgegange­n“, sagte er. Den dritten Platz teilten sich die beiden Schweizer Carlo Janka und Beat Feuz mit jeweils 0,26 Sekunden Rückstand auf Dreßen. Dreßen hatte vor seinem Erfolg in Kanada die weltberühm­te Abfahrt in Kitzbühel und die Abfahrt im norwegisch­en Kvitfjell gewonnen. Neben dem Kreuzbandr­iss waren bei ihm bei dem Unfall in Beaver Creek vor einem Jahr auch der Innenmenis­kus, Außenmenis­kus, das Innenband und der Knorpel betroffen sowie die Schulter ausgekugel­t. Seither hatte er kein Weltcup mehr bestritten.

Josef Ferstl belegte als zweitbeste­r Deutscher Rang 14 unmittelba­r vor Romed Baumann als 15. in dessen erstem Rennen für den Deutschen Skiverband. Der 33-Jährige war die ersten 279 Weltcup-Rennen seiner Karriere für Österreich an den Start gegangen und hatte im Sommer die Nation gewechselt.

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FOTO: JEFF MCINTOSH / DPA Grandios im kanadische­n Lake Louise: Thomas Dreßen aus Deutschlan­d jubelt auf dem Podium über seinen Sieg.

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