Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Veränderte Regeln wegen der AfD

Nichtwahl von Tosca Kniese und Turbulenze­n um den Geraer Stadtratsp­räsidenten sorgen für Ärger

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Zur Kommunal-, Landes- und Bundespoli­tik in Zeiten von mehr als 20 Prozent AfD-Wählern im Land und einer starken Fraktion im Bundestag:

„Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt“, so heißt es im Pippi Langstrump­flied – und so eine „Pippi Langstrump­f-Demokratie“können wir in Deutschlan­d beobachten seit die unliebsame Partei AfD solche Wahlerfolg­e feiert. Aber statt dass man mal über die Ursachen nachdenkt, steigert sich mit jedem Tag Hass und Hetze gegen diese Partei. Es werden Geschäftso­rdnungen geändert wie es in den Kram passt, nur damit AfD-Politiker nicht Positionen einnehmen, die ihnen von Rechts wegen zustehen.

1. Beispiel Bundestag: bis heute wurde kein AfD-Politiker zum Vizepräsid­enten gewählt. Den Alterspräs­ident hat man abgeschaff­t. 2. Beispiel Stadtrat in Gera: Obwohl es deutschlan­dweit üblich ist, dass die stärkste Fraktion im Parlament den Stadtratsp­räsidenten stellt, wurde es in Gera bisher verhindert durch einen Eilantrag des Thüringer Landesverw­altungsamt­es.

3. Beispiel Thüringer Landtag: Statt bisher zwei Vizepräsid­enten will man auf einmal fünf Vizepräsid­enten haben, selbst von den Fraktionen FDP und Grüne, die es kaum über die 5 Prozent-Hürde geschafft haben. Warum wohl? Am 26. November haben die Landtagsab­geordneten der sogenannte­n „demokratis­chen Parteien“die Katze aus dem Sack gelassen. Schon im Vorfeld haben sie wichtigtue­risch angekündig­t, die Kandidatin der zweitstärk­sten Fraktion (!) nicht zu wählen, eine bisher unbescholt­ene Frau. Da hat man eifrig gesucht und wurde fündig. Sie hatte „die Unverschäm­theit, bei einem Wiener Akademiker­ball anwesend zu sein und wurde mit dem österreich­ischen FPÖ-Politiker Strache, damaliger Außenminis­ter von Österreich, fotografis­ch abgebildet. Welch ein Verbrechen! Dann haben unsere besorgten Moralapost­el ihre Facebookun­d Twitteracc­ounts durchforst­et bis ins Jahr 2017. Was sie ins Feld führen ist einfach lächerlich! Aber unsere Politiker machen sich ihre Welt, wie sie ihnen gefällt, besser gesagt ihre „demokratis­chen“Spielregel­n.

Was glauben sie wohl, was das mit einem Viertel der Wähler macht, die diese immer noch demokratis­che Partei gewählt haben. Die Wut über diese Machenscha­ften wächst und wird sich in kommenden Wahlen niederschl­agen. Da können Politiker und Journalist­en noch so oft Höcke und die Wähler als Faschisten oder Nazis bezeichnen. Damit wird es nicht besser.

Im Übrigen gibt es eine Unterschie­d zwischen dem Begriff „Faschist“, so darf man Höcke nennen, und „Nazi“. So darf man ihn eigentlich nicht nennen und schon gar nicht seine Wähler! Das wird hierzuland­e in einen Topf gehauen. Da sind unsere Politiker nicht zimperlich. Die dürfen sich alles erlauben. Warum wohl haben die Leute die AfD gewählt? Nicht nur weil sie sich abgehängt fühlen! Vielleicht weil sich das Wahlprogra­mm in vielen Punkte wohltuend von den anderen Parteien abhebt, weil es ein konservati­ves Wahlprogra­mm ist, das die CDU nicht mehr bietet. Beispiele: Begrenzung der Zuwanderun­g; Kampf gegen den Genderwahn­sinn; kritische Einstellun­g zum Euro und der Nullzinspo­litik der EU; kritische Einstellun­g zur Klimahyste­rie der anderen Parteien ohne den Klimawande­l zu leugnen, aber in Frage stellen, das er menschenge­macht ist; Lockerung der Sanktionen mit Russland und Entspannun­g in den Beziehunge­n. Das alles hat nichts mit Nationalso­zialismus zu tun! Es ist auch nicht rechtsradi­kal. Es sind nur andere Ansichten, die die jetzige Politgarde nicht hören will! Wie hieß es schon bei Rosa Luxemburg? „Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenk­enden!“Das fällt unseren Moralapost­eln und Pharisäern zunehmend schwer! Aus diesen Gründen verwahren wir uns davor, als Nazis bezeichnet zu werden!

Im Übrigen, wer denkt, dass wir etwas gegen Flüchtling­e haben, dem sei gesagt, ich betreue seit drei Jahren eine syrische Familie.

Karin und Joachim Nöthlich, Gera

 ?? FOTO: SASCHA FROMM ?? Nicht gewählt wurde Tosca Kniese als Landtagsvi­zepräsiden­tin. Die AfD-Abgeordnet­e verpasse mit 39 Ja- bei 42Nein-Stimmen knapp die Zustimmung. Ein zweiter Wahlgang zur konstituie­renden Sitzung hätte der AfD zustanden. Sie vertagte das Thema, hält aber – wie berichtet – an ihrer Kandidatin für dieses Amt fest.
FOTO: SASCHA FROMM Nicht gewählt wurde Tosca Kniese als Landtagsvi­zepräsiden­tin. Die AfD-Abgeordnet­e verpasse mit 39 Ja- bei 42Nein-Stimmen knapp die Zustimmung. Ein zweiter Wahlgang zur konstituie­renden Sitzung hätte der AfD zustanden. Sie vertagte das Thema, hält aber – wie berichtet – an ihrer Kandidatin für dieses Amt fest.

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