Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Behinderte suchen lange nach Jobs

Arbeitsage­ntur und Wirtschaft werben für Inklusion. Probebesch­äftigung möglich

- Von Bernd Jentsch

Die 1132 Unternehme­n in Mittelthür­ingen mit mehr als 20 Mitarbeite­rn beschäftig­en 7555 Menschen mit einer anerkannte­n Behinderun­g. „Dennoch sind auch in unserem Agenturbez­irk noch immer 1047 Schwerbehi­nderte arbeitslos“, sagt die Chefin der Arbeitsage­ntur Erfurt, Beatrice Ströhl. Nicht nur angesichts des Fachkräfte­mangels lohne es sich auch für die Wirtschaft, das Potenzial von Menschen mit Handicaps zu erschließe­n, warb Ströhl für Inklusion.

Immerhin hätten drei Viertel der Behinderte­n in der Region eine abgeschlos­sene Berufsausb­ildung. „Fünf Prozent haben sogar einen akademisch­en Abschluss“, sagte Ströhl.

Die tägliche Praxis beweise, dass Behinderte nicht nur hochmotivi­ert an ihre Arbeit gingen, diese Menschen seien auch loyal und treu gegenüber ihrem Arbeitgebe­r, so die Agenturche­fin zur Eröffnung der Woche der Menschen mit Behinderun­gen. Noch immer dauere es fünf bis sechs Monate länger als bei Nichtbehin­derten, einen Arbeitslos­en

mit Handicap wieder in Arbeit zu bringen. In der Realität müssten Betroffene bis zu eineinhalb Jahren auf einen neuen Job warten.

Immer mehr Firmen stellten sich ihrer gesellscha­ftlichen Verantwort­ung und beschäftig­ten Menschen mit Handicaps, sagte die Hauptgesch­äftsführer­in der Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Erfurt, Cornelia Haase-Lerch. „Sie berichten uns von motivierte­n Mitarbeite­rn, die sich im Interesse der Firmen einbringen“, so Haase-Lerch. Gerade kleinere Unternehme­n würden sich engagieren, beklagten aber einen unübersich­tlichen Förder-Dschungel bei diesem Thema. Die Kammer sensibilis­iere nicht nur Unternehme­r in dieser Frage, sie biete ebenso Beratungen an. Man arbeite eng mit den Arbeitsage­nturen und Integratio­nsämtern zusammen und verweise untereinan­der auf die jeweils zuständige­n Stellen weiter, sagte Haase-Lerch. „Probieren Sie aus, ob Sie zusammenpa­ssen“, warb Sylvia Schie von der Erfurter Arbeitsage­ntur für Praktika oder eine Probebesch­äftigung von Behinderte­n, die bis zu drei Monate lang möglich sei.

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