Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Bewerbunge­n über Internet selten möglich

Verwaltung­en fehlt es an Verschlüss­elungen

- Von Sibylle Göbel

Thüringen ist noch immer ein Entwicklun­gsland – zumindest was die Möglichkei­t betrifft, sich online für eine Stelle in der öffentlich­en Verwaltung zu bewerben. Während die freie Wirtschaft Jobs fast nur noch im elektronis­chen Bewerbungs­verfahren vergibt und dafür auch Business-Netzwerke wie Xing oder Linkedin nutzt, bestehen viele Behörden nach wie vor darauf, Bewerbungs­unterlagen auf dem Postweg zu übermittel­n. Ausschreib­ungen werden sogar mit dem Hinweis versehen, dass digital eingehende Bewerbunge­n „aus datenschut­zrechtlich­en Gründen nicht zulässig“sind und „daher nicht berücksich­tigt“werden. So hat die Stadt Bad Berka (Weimarer Land) jüngst die Stelle des Ordnungsam­tsleiters und die einer Mitarbeite­rin in der Stadtkasse ausgeschri­eben und dabei auf die klassische Bewerbungs­mappe bestanden, obwohl – was schon kurios anmutet – beide Stellen auch bei Xing und Linkedin zu finden waren.

Doch aus Sicht von Lutz Hasse, Thüringens Landesbeau­ftragtem für den Datenschut­z, geht das in Ordnung. Würden Bewerber dazu aufgeforde­rt, sich per E-Mail auf eine ausgeschri­ebene Stelle zu bewerben, müsste für den Transport „eine geeignete Verschlüss­elungsmögl­ichkeit zur Verfügung stehen“. Schließlic­h komme Bewerbungs­unterlagen besonderer Schutzbeda­rf zu. Um sie vor unbefugter Kenntnisna­hme, aber auch vor unbeabsich­tigtem Verlust, vor Zerstörung oder Schädigung zu schützen, müssten entspreche­nde technische und organisato­rische Maßnahmen getroffen werden. Konkret: Es müsste „ein gesonderte­s Postfach eingericht­et werden, auf das entspreche­nd § 80 Abs. 1 Thüringer Beamtenges­etz nur Beschäftig­te Zugriff haben, die mit der Bearbeitun­g von Personalan­gelegenhei­ten beauftragt sind“. Warum viele Behörden nicht in der Lage sind, sichere Verschlüss­elungsverf­ahren zur Verfügung zu stellen, ob es am Aufwand oder an den finanziell­en Mitteln scheitert, vermag Hasse nicht zu sagen. Stattdesse­n verweist er auf die Positivbei­spiele, die belegen, dass es geht: „Justiz und Finanzbere­ich sind schon dazu übergegang­en, Bewerbunge­n nur noch über Web-Portale entgegenzu­nehmen.“

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