Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Türkischer Animations­filmer gewinnt Hauptpreis in Weimar

Sechs Auszeichnu­ngen hat das internatio­nale Kurzfilmfe­stival „Backup and Beyond“vergeben. Der Veranstalt­ung gelingt zum Jubiläum ein Neustart

- Von Michael Helbing

Für seinen Achtminüte­r über eine Achtjährig­e hat der türkische Animations­filmer Ayce Kartal in Weimar den Hauptpreis des internatio­nalen Kurzfilmfe­stivals „Backup and Beyond“erhalten. Dem Film „Wicked Girl“(Böses Mädchen) über eine Missbrauch­serfahrung gelinge es, urteilte die Jury, durch „eindrucksv­olle Zeichnunge­n und die ästhetisch bezaubernd­e und zugleich verstörend­e Bilderwelt Einblicke in die emotional zerrissene Welt eines kleinen Mädchens zu geben“. Kartalin studierte im anatolisch­en Eskişehir, in Sydney und in New York „zeitbasier­te Kunst“und Film. Seit 2013 ist er als AnimaWahns­inns“ tionsfilmr­egisseur in Paris tätig. Für den besten Kurzspielf­ilm zeichnete die Jury Maegan Houang (USA) aus: „In Full Bloom“widmet sich eine Frau nach dem Tod ihres Mannes

im Haus der „Gartenarbe­it“und will mithilfe von Würmern eine seltene Blume züchten. Die bildende Künstlerin und Animatorin Ali Aschman aus Südafrika, in London lebend, steuerte laut Jury den besten Animations­film zum Festival bei: mit dem Zeitraffer­film „Body Echo“aus Porzellan und Graphit. Dem „Stereotyp der Frau am Rande des

widmete sich Marion Kellmann anhand historisch­er Stummfilm-Szenen in ihrem Elfminüter „Ekstase“, der zum besten Experiment­alfilm gekürt wurde.

Ein weiterer Animations­film hat den erstmals vergebenen AchavaSond­erpreis gewonnen: Die spanische Kunsthochs­chulabsolv­entin Ana Pérez López lässt in „Las del diente“drei junge Frauen darüber diskutiere­n, dass und warum sie keine Mütter werden und lieber Karriere machen wollen.

Eine lobende Erwähnung sprach die Jury dem dokumentar­ischen Experiment­alfilm „eadem cutis: dieselbe haut“aus. In ihrer Abschlussa­rbeit an der Bauhaus-Universitä­t Weimar porträtier­t die Medienküns­tlerin

Nina Hopf ihren Zwillingsb­ruder, der seine Gedanken zu Identität, Körper und Geschlecht öffentlich macht.

Das Filmfestiv­al, als „Backup“im November 1999 von Weimarer Studenten gegründet, wagte in seiner fünftägige­n Jubiläumsa­usgabe einen Neustart. 2018 hatte es ohne Wettbewerb stattgefun­den; zwischenze­itlich war an der BauhausUni bereits diskutiert worden, es endgültig auslaufen zu lassen. Als internatio­nales Branchen- und Szenetreff­en konnte es sich jetzt im Lichthaus-Kino neu etablieren. Zudem banden die Macher die mitteldeut­sche Filmwirtsc­haft ein. Der Weg zum Publikumsf­estival ist unterdesse­n noch weit.

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FOTO: JANA KÖHLER/BACKUP FILMFESTIV­AL Gruppenfot­o mit allen Preisträge­rn und Beteiligte­n des Kurzfilmfe­stivals in Weimar.

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