Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Türkischer Animationsfilmer gewinnt Hauptpreis in Weimar
Sechs Auszeichnungen hat das internationale Kurzfilmfestival „Backup and Beyond“vergeben. Der Veranstaltung gelingt zum Jubiläum ein Neustart
Für seinen Achtminüter über eine Achtjährige hat der türkische Animationsfilmer Ayce Kartal in Weimar den Hauptpreis des internationalen Kurzfilmfestivals „Backup and Beyond“erhalten. Dem Film „Wicked Girl“(Böses Mädchen) über eine Missbrauchserfahrung gelinge es, urteilte die Jury, durch „eindrucksvolle Zeichnungen und die ästhetisch bezaubernde und zugleich verstörende Bilderwelt Einblicke in die emotional zerrissene Welt eines kleinen Mädchens zu geben“. Kartalin studierte im anatolischen Eskişehir, in Sydney und in New York „zeitbasierte Kunst“und Film. Seit 2013 ist er als AnimaWahnsinns“ tionsfilmregisseur in Paris tätig. Für den besten Kurzspielfilm zeichnete die Jury Maegan Houang (USA) aus: „In Full Bloom“widmet sich eine Frau nach dem Tod ihres Mannes
im Haus der „Gartenarbeit“und will mithilfe von Würmern eine seltene Blume züchten. Die bildende Künstlerin und Animatorin Ali Aschman aus Südafrika, in London lebend, steuerte laut Jury den besten Animationsfilm zum Festival bei: mit dem Zeitrafferfilm „Body Echo“aus Porzellan und Graphit. Dem „Stereotyp der Frau am Rande des
widmete sich Marion Kellmann anhand historischer Stummfilm-Szenen in ihrem Elfminüter „Ekstase“, der zum besten Experimentalfilm gekürt wurde.
Ein weiterer Animationsfilm hat den erstmals vergebenen AchavaSonderpreis gewonnen: Die spanische Kunsthochschulabsolventin Ana Pérez López lässt in „Las del diente“drei junge Frauen darüber diskutieren, dass und warum sie keine Mütter werden und lieber Karriere machen wollen.
Eine lobende Erwähnung sprach die Jury dem dokumentarischen Experimentalfilm „eadem cutis: dieselbe haut“aus. In ihrer Abschlussarbeit an der Bauhaus-Universität Weimar porträtiert die Medienkünstlerin
Nina Hopf ihren Zwillingsbruder, der seine Gedanken zu Identität, Körper und Geschlecht öffentlich macht.
Das Filmfestival, als „Backup“im November 1999 von Weimarer Studenten gegründet, wagte in seiner fünftägigen Jubiläumsausgabe einen Neustart. 2018 hatte es ohne Wettbewerb stattgefunden; zwischenzeitlich war an der BauhausUni bereits diskutiert worden, es endgültig auslaufen zu lassen. Als internationales Branchen- und Szenetreffen konnte es sich jetzt im Lichthaus-Kino neu etablieren. Zudem banden die Macher die mitteldeutsche Filmwirtschaft ein. Der Weg zum Publikumsfestival ist unterdessen noch weit.