Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Kindern Geld schenken – aber richtig

Vom Sparbuch bis zum ersten Konto: Was Eltern oder Großeltern wissen sollten

- Von Matthias Urbach

Etwas lieblos wirkt es schon. Aber besser, die Kinder bekommen Geld geschenkt, statt irgendwelc­hen Plunder. Das Gute am Geld: Die Kinder lernen, was sie wirklich brauchen, wenn sie ihre eigenen Scheine und Münzen verwalten. Und zum Beispiel ihr Fahrrad selbst aussuchen und kaufen, anstatt es unterm Weihnachts­baum zu finden.

Unter Großeltern und Paten ebenfalls beliebt ist das Sparkonto, wo schon für die ganz Kleinen Monat für Monat etwas zurückgele­gt wird. Denn die großen Wünsche kommen bestimmt: das Auslandsja­hr, die Reise nach der Schule, der Führersche­in. Weil auch beim Sparen viel schiefgehe­n kann, hier fünf Tipps des Verbrauche­r-Ratgebers Finanztip zur Geldanlage für Kinder.

1 Das Sparbuch zur Geburt

Manche richten schon zur Geburt einen Sparplan ein. 25 Euro im Monat lassen sich leicht entbehren; läuft das 18 Jahre durch, kommen 5400 Euro zusammen. Abzüglich Kosten, plus Rendite. Und bei der Rendite hakt es im Moment.

Lange war das Sparbuch üblich, oft mit Extraprämi­en. Solche Prämienspa­rverträge gibt es immer noch. Zwar wachsen die Prämien im Laufe der Jahre auf über zehn Prozent für die jeweilige Einzahlung.

Das klingt viel, doch umgerechne­t auf den gesamten Sparvertra­g bleibt die Rendite solcher Verträge derzeit in der Regel deutlich unter einem Prozent.

Mehr Rendite können Eltern und Großeltern mit einem günstigen Wertpapier­depot und einem Aktienspar­plan erreichen. Damit das Risiko überschaub­ar bleibt, sollten sie einen sogenannte­n Indexfonds (ETF) auf einen breit aufgestell­ten Index wählen. Finanztip empfiehlt den Weltaktien­index MSCI World. Oder den MSCI World SRI, wenn einem die Anlage in nachhaltig wirtschaft­ende Firmen wichtig ist. Die Kosten für diese Empfehlung­en liegen bei einer guten Direktbank bei unter 20 Euro im Jahr.

Es gibt immer wieder ETF-Sparpläne, die eine Zeit lang ohne Kosten angeboten werden. Aber diese Angebote laufen selten länger als ein paar Jahre. Wer für seine Kinder in Aktien anlegt, sollte ohnehin länger als zehn Jahre darauf sparen, um die Schwankung­en am Aktienmark­t aussitzen zu können.

2 Das Konto fürs erste Bargeld

Wer Kindern im Grundschul­alter zum Geburtstag oder zu Weihnachte­n Geld schenkt, der gibt vermutlich Bargeld. Damit das nicht wegkommt, empfiehlt sich ein kostenlose­s Kinderkont­o. Hier und da kriegen Kinder darauf sogar noch Zinsen wie früher: So zahlt die

Hamburger Sparkasse auf das „Mäusekonto“erstaunlic­he drei Prozent Zinsen. Allerdings nur bis 500 Euro und bis zum 14. Lebensjahr.

Die Stiftung Warentest fand in ihrem aktuellen Überblick (kostet drei Euro) immerhin 25 Volksbanke­n, Sparkassen und Banken, die mehr als ein halbes Prozent Zinsen für Kinderguth­aben anbieten. Die Regel ist das nicht. Doch die meisten Banken bieten immerhin kostenlose Konten für den Nachwuchs an.

3 Die Karte für Teenager

Mit dem Alter ändern sich die Bedürfniss­e. Teenager sparen auch schon mal auf eine teurere Sache wie ein Smartphone und wissen dann Geldgesche­nke sehr zu schätzen. Auch die Ansprüche an das Konto ändern sich. Die Klassenfah­rt nach Kroatien, das Ferienlage­r in Polen, der Besuch bei der Tante in England: Spätestens, wenn die Sprössling­e das Euroland verlassen, kommen die meisten Kinderkont­en an ihre Grenzen.

Dann brauchen die Teenager eine Kreditkart­e, mit der sie im Ausland kostenlos abheben können. Das schränkt die Auswahl drastisch ein. Finanztip hat Kreditkart­en für Kinder untersucht und empfiehlt die Konten von Commerzban­k und DKB. Die sind bis 17 Jahre vollkommen kostenlos, bieten kostenlose­s Abheben im Ausland – sogar ohne eine Fremdwähru­ngsgebühr. Allerdings nimmt die Commerzban­k ab 18 Jahren für die Kreditkart­e direkt 40 Euro im Jahr. Alternativ­e: Bei der Onlinetoch­ter Comdirect passiert das nicht, dafür fallen Fremdwähru­ngsgebühre­n an. Einziger Haken bei der DKB: Die Eltern müssen auch ein Konto dort haben. Das ist kostenlos.

4 Auf die Steuer achten

Die Frage nach dem richtigen Konto stellt sich bereits beim Wertpapier­depot für Neugeboren­e. Es bietet sich an, das Geld direkt auf den Namen des Kindes anzulegen. Denn ihm soll das Geld ja gehören. Und jedes Kind hat einen eigenen Sparerpaus­chbetrag von 801 Euro im Jahr. Wichtig ist, einen Freistellu­ngsauftrag zu beantragen, sonst führt die Bank automatisc­h Steuern ab. Im Prinzip kann das Kind sogar Jahr für Jahr 10.005 Euro steuerfrei an Rendite machen, sofern die Eltern für das Kind eine Nichtveran­lagungsbes­cheinigung beim Finanzamt besorgen. Allerdings verlangt die Krankenkas­se ab 445 Euro im Monat eine eigene Versicheru­ng für das Kind.

5 Geschenkt ist geschenkt

Wer das Geld auf den Namen des Kindes anlegt, darf es nicht für den Unterhalt des Kindes ausgeben, nicht mal für die Klassenfah­rt. Umgekehrt können die Kinder selbst, anders als beim Girokonto, nicht auf das Depot zugreifen, bis sie volljährig sind. Alle Finanztip-Empfehlung­en für Erwachsene richten solche Junior-Depots für Minderjähr­ige ein. Es gibt zwei Modelle für die Sparplanko­sten: entweder prozentual zur Anlagesumm­e oder fix. Bei 25 Euro Sparrate sollte man ein Depot mit prozentual­en Gebühren wählen, bei 100 Euro lohnen sich die mit fixen Preisen.

Dieser Beitrag erscheint in einer Kooperatio­n mit finanztip.de. Finanztip ist gemeinnütz­ig und hilft Verbrauche­rn bei den täglichen Finanzents­cheidungen.

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FOTO: AMRIPHOTO / ISTOCK Die großen Wünsche kommen später. Doch dafür können Eltern oder Großeltern schon jetzt ansparen – mit Prämienspa­rverträgen oder Aktienspar­plänen.

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