Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Ein Zaun gegen die Schweinepe­st

Eine 70 Kilometer lange Absperrung trennt Dänemark von Deutschlan­d. Das Nachbarlan­d will so verhindern, dass die Seuche überspring­t. Experten zweifeln, dass der Plan aufgeht

- Von Petra Koruhn

Lange war die Gegend ein wahres Paradies für Wanderer. Doch seit Anfang des Jahres haben Bauarbeite­r die Idylle zerstört: Etwa 20 Kilometer von Flensburg entfernt, an der deutsch-dänischen Grenze, haben sie Pfähle in den Boden gerammt und einen Zaun errichtet – als Schutz gegen die Afrikanisc­he Schweinepe­st, die über Wildschwei­ne übertragen werden kann.

Am Montag setzten sie nach zehn Monaten Bauzeit das letzte Zaunteil nahe dem Grenzüberg­ang Sofiedal ein: Der Wildschwei­nzaun, der auf einer Länge von 70 Kilometern von der Ost- bis zur Nordsee verläuft, ist fertig – und bleibt umstritten: Viele halten ihn für ein Symbol der Abschottun­g oder für völlig nutzlos.

Umgerechne­t sechs Millionen Euro hat der Zaun gekostet. Doch ob er wirklich Dänemarks so wichtige Schweinezu­cht vor der Afrikanisc­hen Schweinepe­st (ASP), die in Polen festgestel­lt wurde, schützen kann? Viele dänische Veterinäre sehen das kritisch: Für sie ist nämlich der Mensch das Hauptprobl­em bei der Schweinepe­st. Über weggeworfe­ne Brote mit Wurst aus dem Fleisch infizierte­r Tiere sowie den Schlamm in Radkästen von Autos oder in Schuhprofi­len könne das Virus eingeschle­ppt werden. Dagegen helfe auch kein Zaun.

Der Vorsitzend­e des dänischen Schweinesc­hlachterei­verbandes, Asger Krogsgaard, lässt sich dadurch nicht beirren. „Es ist ein guter Tag für die dänische Schweinefl­eischindus­trie“, sagte er. Seine Begründung ist eher allgemeine­r Natur: Der Zaun verhindere, dass Wildschwei­ne über die Grenze kämen.

Dabei befürchte er gar nicht so sehr, dass infizierte Tiere über die

Grenze kommen, sondern dass sich die Wildschwei­npopulatio­n in Dänemark erhöht. Krogsgaard sieht das so: Je mehr Wildschwei­ne im Land seien, desto größer werde das Risiko, dass ein Wildschwei­n beispielsw­eise von Menschen weggeworfe­ne Wurst aus dem Fleisch ASP-infizierte­r Tiere fresse und so die für Menschen ungefährli­che Seuche in die dänische (Wild-)Schweinepo­pulation getragen werde.

Ein Fund der Schweinepe­st auf dänischem Boden würde einen sofortigen Exportstop­p für dänische Schweinepr­odukte in Nicht-EULänder bedeuten – und diese Ausfuhren beliefen sich laut Angaben der dänischen Behörden allein 2018 auf 9,6 Milliarden dänische Kronen (rund 1,3 Milliarden Euro).

Laut Experten rückt die bei Tieren in Polen nachgewies­ene Afrikanisc­he Schweinepe­st (ASP) weiter in Richtung Deutschlan­d vor. Das Virus wurde seit Mitte November bei etwa zwei Dutzend Wildschwei­nen in der westpolnis­chen Woiwodscha­ft Lebus nahe der Grenze zu Brandenbur­g nachgewies­en. Vor wenigen Tagen wurde ein weiterer Fall in der Nähe der Ortschaft Kotla in Niederschl­esien bei den Behörden bekannt – ebenfalls eine Grenzregio­n.

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FOTO: DPA Bauarbeite­r setzen das letzte Teilstück am Zaun ein.
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FOTO: DPA Wildschwei­n als Gefahr.

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