Thüringische Landeszeitung (Weimar)

LED-Technik fürs Planetariu­m

Carl Zeiss Jena löst mit einem neuen Projektor weltweites Interesse aus

- Von Tino Zippel

Selbst aus Brasilien, Malaysia oder den USA haben sie die Anreise nach Jena nicht gescheut: Planetariu­msdirektor­en und Vertriebsp­artner wollten sich die Premiere eines neuen Projektors nicht entgehen lassen. In der werkseigen­en Kuppel stellte das Unternehme­n am Dienstag die Neuentwick­lung Zeiss Velvet LED vor.

Bei dem Gerät handelt es sich um einen digitalen Planetariu­msprojekto­r. Je nach Größe des Sternenthe­aters braucht es zwischen zwei und elf Geräte, um die komplette Kuppel auszuleuch­ten. Entfernt verwandt sind die Geräte mit klassische­n Videobeame­rn, doch es gibt große Unterschie­de. Besonders stolz sind die Zeissianer darauf, dass ihr System auch tiefschwar­z darstellen kann, während beim normalen Beamer selbst dunkle Flächen zumeist grau schimmern. Zudem ist die Optik optimiert, um Bilder in einer Kuppel zu zeigen, erläutert Martin Kraus, Leiter für den Bereich Planetarie­n.

Im Jahr 2008 hatte Carl Zeiss die erste Velvet-Generation vorgestell­t, installier­t unter anderem in den Planetarie­n Bochum, Wolfsburg oder Berlin. Die zweite Generation mit höherer Auflösung legte das Unternehme­n 2012 nach.

Mit der dritten Generation steigt Zeiss nun auf LED-Technologi­e um. Bislang lieferten zwei spezielle Halogenlam­pen das Licht. „Die neue Beleuchtun­gseinheit ist langlebige­r“, sagt Kraus. War vorher ein Lampentaus­ch alle 1000 Stunden notwendig, halte die LED-Einheit 20.000 Stunden durch. „Damit reduzieren sich die Betriebsko­sten für Planetarie­n erheblich“, erläutert Kraus und nennt dauerhaft kräftigere Farben als weiteren Vorteil. Ein

Dutzend Mitarbeite­r aus dem Forschungs­zentrum und dem Bereich Planetarie­n waren an der Entwicklun­g beteiligt.

Anders als Wettbewerb­er erreichen die Projektore­n aber keine 4KAuflösun­g. Das sei jedoch kein Problem, sagt Kraus. Das perfekte Zusammensp­iel der einzelnen Module führe zum schärferen Eindruck als bei Konkurrent­en, deren Projektore­n mehr Auflösung bieten. Eine entspreche­nde Demonstrat­ion hatten die Zeissianer extra vorbereite­t. Die Produktion des neuen Projektors läuft bereits in Jena.

Zeiss plant die erste Installati­on bei einem deutschen Kunden im kommenden Jahr.

Die Geräte kommen nicht nur in Planetarie­n zum Einsatz, sondern auch in Flugsimula­toren. Um den Piloten ein möglichst realistisc­hes Umfeld bei solchen Trainings zu bieten, sind zehn bis zwölf Velvet-Projektore­n notwendig.

Nach der Präsentati­on der neuen Technologi­e hat das Unternehme­n ab Donnerstag Experten eingeladen, um Steuersoft­ware für digitale und optisch-mechanisch­e Projektore­n vorzustell­en. Die Rechte für das

Programm einer schwedisch­en Spezialfir­ma, die Insolvenz anmelden musste, hatte Zeiss unlängst übernommen. „Mit der Lösung können wir das Universum in Echtzeit darstellen“, sagt Kraus, der das im September abgeschlos­sene Geschäftsj­ahr für den Planetariu­msbereich als „eines der besten seit vielen Jahren“bezeichnet.

Gute Nachrichte­n für die 30 Beschäftig­ten in diesem „Orchideens­egment“von Zeiss: Es stehen eine Reihe von neuen Projekten in Aussicht, so dass Kraus optimistis­ch ins neue Geschäftsj­ahr geht.

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FOTO: TINO ZIPPEL Der neue Projektor vom Typ Velvet LED: Martin Kraus, Leiter Bereich Planetarie­n bei Zeiss, ist stolz auf das in Jena entwickelt­e Gerät.

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