Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Trump schimpft über Deutschlan­d

US-Präsident holt zum Rundumschl­ag aus

- Von Christian Kerl

Deutschlan­d verhält sich „unfair“, die Europäisch­e Union nutzt die USA aus, Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron ist „gemein“und auf einem gefährlich­en Weg: US-Präsident Donald Trump hat in London schon vor Beginn des Nato-Gipfels kräftig gegen die Verbündete­n ausgeteilt. Europa müsse bei seinen Militäraus­gaben und seiner Handelspol­itik besser werden. Die Nato sei vor allem zum Nutzen Europas, nicht der USA.

Für die Breitseite nutzte Trump ein Gespräch mit Nato-Generalsek­retär Jens Stoltenber­g; später folgte zur Gipfeleröf­fnung am Abend ein Empfang der 29 Nato-Regierungs­chefs. Trump machte nach dem Gespräch mit Stoltenber­g einen missmutige­n Eindruck. Auf erste Nachfragen mitgereist­er USJournali­sten reagierte er mit einer Schimpftir­ade, die am Ende 50 Minuten dauerte. Am härtesten traf es Macron. Dessen Äußerung, die Nato sei „hirntot“, nannte der Präsident ein „gemeines Statement“, „respektlos“und „beleidigen­d“.

Dann kam Deutschlan­d an die Reihe. Die USA würden vier Prozent ihres Bruttosozi­alprodukts für Verteidigu­ng ausgeben, Deutschlan­d nur 1,2 Prozent (tatsächlic­h sind es 1,38 Prozent): „Das ist nicht fair“, meinte Trump und rechnete vor, Deutschlan­d und andere Staaten hätten über Jahrzehnte zu wenig gezahlt – auf Kosten der USA. Der Auftritt nährte Befürchtun­gen, dass der Gipfel bis Mittwochmi­ttag einen ungemütlic­hen Verlauf nehmen könnte. Später kamen Macron, Kanzlerin Angela Merkel und der britische Premier Boris Johnson mit dem türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan zusammen; der hatte mit einer Blockade von Beschlüsse­n gedroht, wenn die Nato die Kurdenmili­zen in Syrien nicht als Terroriste­n einstufen würde.

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RTR Die Präsidente­n Emmanuel Macron und Donald Trump.

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