Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Trump schimpft über Deutschland
US-Präsident holt zum Rundumschlag aus
Deutschland verhält sich „unfair“, die Europäische Union nutzt die USA aus, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ist „gemein“und auf einem gefährlichen Weg: US-Präsident Donald Trump hat in London schon vor Beginn des Nato-Gipfels kräftig gegen die Verbündeten ausgeteilt. Europa müsse bei seinen Militärausgaben und seiner Handelspolitik besser werden. Die Nato sei vor allem zum Nutzen Europas, nicht der USA.
Für die Breitseite nutzte Trump ein Gespräch mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg; später folgte zur Gipfeleröffnung am Abend ein Empfang der 29 Nato-Regierungschefs. Trump machte nach dem Gespräch mit Stoltenberg einen missmutigen Eindruck. Auf erste Nachfragen mitgereister USJournalisten reagierte er mit einer Schimpftirade, die am Ende 50 Minuten dauerte. Am härtesten traf es Macron. Dessen Äußerung, die Nato sei „hirntot“, nannte der Präsident ein „gemeines Statement“, „respektlos“und „beleidigend“.
Dann kam Deutschland an die Reihe. Die USA würden vier Prozent ihres Bruttosozialprodukts für Verteidigung ausgeben, Deutschland nur 1,2 Prozent (tatsächlich sind es 1,38 Prozent): „Das ist nicht fair“, meinte Trump und rechnete vor, Deutschland und andere Staaten hätten über Jahrzehnte zu wenig gezahlt – auf Kosten der USA. Der Auftritt nährte Befürchtungen, dass der Gipfel bis Mittwochmittag einen ungemütlichen Verlauf nehmen könnte. Später kamen Macron, Kanzlerin Angela Merkel und der britische Premier Boris Johnson mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zusammen; der hatte mit einer Blockade von Beschlüssen gedroht, wenn die Nato die Kurdenmilizen in Syrien nicht als Terroristen einstufen würde.