Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Renau-Mosaik hält wieder für mindestens 100 Jahre

Vor zehn Jahren wurde es abgenommen – nun ist das Wandbild „Die Beziehung des Menschen zu Natur und Technik“nach Erfurt zurückgeke­hrt

- Von Hanno Müller

Zwei Gäste beobachtet­en am Dienstag in Erfurt die feierliche Übergabe des restaurier­ten Großmosaik­s „Die Beziehung des Menschen zu Natur und Technik“vom spanischen Künstlers Josep Renau (1907–1982) mit besonderer Aufmerksam­keit. Nils Fischer war aus Halle vom dortigen Kulturamt an den Moskauer Platz gekommen. In Halle gibt es zwei Großbilder des Spaniers, von denen eines ebenfalls dringend der Restaurier­ung bedarf. Er wolle sehen, wie Erfurt es gemacht hat, und hoffe auf konkrete Anregungen, sagte Fischer.

Juan Manuel Vilaplana López, Leiter der Kulturabte­ilung der Spanischen

Botschaft in Deuschland, vertrat das Heimatland des Künstlers. Spanien erinnere gerade an 80 Jahre Exilbewegu­ng vieler spanischer Künstler, die vor dem FrancoRegi­me flohen. Weil auch Renau damals das Land verließ, gebe es in Spaniens kaum Kunst von ihn. Umso mehr freue ihn die Initiative in Erfurt, so Vilaplana López.

Auch für Erfurt und die maßgeblich engagierte Wüstenrot-Stiftung ist die Rückkehr des 1984 geschaffen­en Bildes ein Meilenstei­n. 40 Prozent der öffentlich­en DDR-Kunst seien zerstört, so Stiftungsg­eschäftsfü­hrer Philip Kurz. Restaurier­ung und Wiederaufb­au des Großmosaik­s machten einen wichtigen und identitäts­stiftenden Teil des kultu2015 rellen Erbes in der DDR wieder sichtbar.

Renau hatte seit 1976 am Mosaik aus 70.000 Glasfliese­n gearbeitet.

Die Fertigstel­lung erlebte er selbst nicht mehr. Im Zuge des Abrisses des Kultur- und Freizeitze­ntrums (KuFZ) am Moskauer Platz im Erfurter Norden wurde das Bild im Jahre 2009 eingelager­t und seit vor allem mit Mitteln der Wüstenrot-Stiftung restaurier­t. Die Kosten beliefen sich zuletzt auf fast 800.000 Euro, ein Zehntel davon steuerte Erfurt bei.

Gefeiert wurde die Rückkehr am Dienstag mit einem großen Straßenfes­t. „Vielerorts wurden Werke einfach abgeräumt oder zerstört, ohne differenzi­erter nach ihrem künstleris­chen Gehalt zu fragen“, sagte Erfurts Beigeordne­ter für Kultur und Stadtentwi­cklung, Tobias Knoblich. Die Rückkehr des Renau zeige exemplaris­ch, wie mit Kunst aus DDR-Zeiten konstrukti­v umgegangen werden könne. Nach den Worten von Glasrestau­ratorin Raphaela Knein hält das Bild nun wieder für mindestens 100 Jahre.

„40 Prozent der öffentlich­en DDR-Kunst sind bereits zerstört.“Philip Kurz Wüstenrot-Stiftung

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FOTO: MARCO SCHMIDT Das öffentlich­e Interesse war groß, als das restaurier­te Renau-Mosaik am Dienstag in Erfurt feierlich eingeweiht wurde.

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