Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Mehrheit will Landtag neu wählen
Umfrage: Jeder zweite Thüringer befürwortet Unterstützung der CDU für Ramelow
Nach dem politischen Beben wünscht sich eine Mehrheit von 57 Prozent der Thüringer eine Auflösung des Landtags und Neuwahlen. Das geht aus einer Befragung des Insa-Instituts im Auftrag dieser Zeitung hervor. Fast jeder Dritte der Befragten favorisiert dagegen eine Wiederholung der Wahl des Ministerpräsidenten. Interessant dabei ist die Frage, was von den Parlamentariern erwartet wird: Fast jeder Zweite spricht sich dafür aus, dass CDUAbgeordnete im ersten Wahlgang Bodo Ramelow ihre Stimme geben. Unter den CDU-Wählern befürworten das 40 Prozent, während Wähler der AfD und der FDP ein solches
Abstimmungsverhalten mehrheitlich ablehnen. Mit 46 Prozent würde es allerdings auch ein großer Teil der Befragten begrüßen, wenn sich die Parteien auf einen überparteilichen Kandidaten einigen könnten.
Könnten die Wähler direkt über den Ministerpräsidenten abstimmen, würde Bodo Ramelow klar in eine zweite Amtszeit gehen: 53 Prozent würden ihm ihre Stimme geben. Die Meinungsforscher stellten auch die Sonntagsfrage. Wenn in zwei Tagen Wahlen wären, gingen die Linken als die großen Gewinner hervor: Auf die Partei entfielen 40 Prozent der Stimmen, jeder Vierte würde die AfD wählen. Die CDU käme nur noch auf 14 Prozent, auch die SPD hätte mit 7 Prozent der Stimmen Verluste zu beklagen. Die Grünen lägen bei 6 Prozent und die FDP würde den Einzug in den Landtag verpassen. Allerdings zeigte sich dabei fast jeder fünfte der insgesamt 1044 Befragten noch unschlüssig beziehungsweise gab an, gar nicht wählen zu wollen.
Das Insa-Institut hatte die Befragung zwischen dem 10. und 13. Februar durchgeführt, also nach dem Rücktritt von Thomas Kemmerich. Bei der vorhergehenden Erhebung direkt nach der Ministerpräsidenten-Wahl am 5. Februar lagen die Linken in Thüringen noch bei 34, die CDU bei 19 Prozent, die FDP hätte es mit 7 Prozent ins Parlament geschafft. Das zeige, wie schnell sich unter dem Druck der Ereignisse die politische Stimmungslage verändert hat, so Insa-Chef Hermann Binkert. Umfragen seien immer Momentaufnahmen, es sei fraglich, ob sich dieser aktuelle Befund über Wochen oder gar Monate verstetige.