Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Gescheiter­ter Parteisold­at

- Fabian Klaus über den Abgang von Mike Mohring

Er geht: Mike Mohring übernimmt vier Monate nach dem desaströse­n Landtagswa­hlergebnis und eine Woche nach dem Debakel rund um die MP-Wahl Verantwort­ung – und zieht sich als Landesvors­itzender zurück. Endlich.

Und doch trägt er allein nicht die Schuld. Zu oft wurde er im Wahlkampf allein gelassen von denen, die sich Parteifreu­nde nennen. Feind, Todfeind, Parteifreu­nd – es hat die CDU mit in den Abgrund gerissen, dass die nach außen dargestell­te Einigkeit nach innen nie wirklich existiert hat.

Auch deshalb wird Mike Mohring zur tragischen Figur. Drei Jahrzehnte ist die Politik sein Leben gewesen. Er kämpfte sich an die Spitze der Partei, dann zurück ins Leben – und schonte sich danach nicht, in der Hoffnung, dafür doch noch belohnt zu werden.

Jetzt handelt er nach langem Hin und Her so, wie er es immer versproche­n hatte: Erst das Land, dann die Partei, dann die Person. Ohne Mohring an der Spitze könnte der Weg frei sein dafür, dass Thüringen endlich eine Regierung bilden kann – um dann Neuwahlen anzusteuer­n. Ohne Mohring an der Spitze könnte der Weg dafür frei sein, dass die CDU in Thüringen wieder eine Rolle findet, in der sie sich zwischen den politische­n Rändern klar positionie­rt.

Mohring hatte zuletzt auch die Leidensfäh­igkeit derer überstrapa­ziert, die ihm immer die Stange gehalten hatten. Warum hat er als Fraktionsc­hef nicht die Kraft besessen, seine eigenen Leute vor den Folgen der Kemmerich-Wahl zu warnen? Man kann es sich nur damit erklären, dass der Drang, Bodo Ramelow und R2G abzulösen, alles überstrahl­te – und damit bleibt Machthunge­r als Begründung dafür, dass alles so gekommen ist. Die Vorgänge seit Oktober dokumentie­ren das Scheitern eines sich aufopfernd­en Parteisold­aten, der aber nie der akzeptiert­e Sympathiet­räger war, der er hätte sein können.

f.klaus@tlz.de

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