Thüringische Landeszeitung (Weimar)

„Auf die Substanz kommt es an“

Eichsfelde­r CDU-Landrat plädiert für Ramelow

- Von Fabian Klaus

Thüringen steht ohne Regierung da, das hätte nach Ansicht des CDU-Landrats Werner Henning nicht sein müssen. Schon unmittelba­r nach der Landtagswa­hl hatte er gefordert, eine Zusammenar­beit mit der Linken einzugehen – wohl wissend, dass sich die Thüringer CDU dann einem Beschluss des Bundespart­eitages widersetze­n würde. Dem Kommunalpo­litiker (63), der keine Ambitionen auf Politik auf Landeseben­e hat, geht es nicht um den Beschluss. Die CDU müsse, sagt er, „mit für die Wahl eines Regierungs­chefs sorgen, der auch in der Lage ist, Minister für konkrete Ressorts zu bestellen“. Henning macht keinen Hehl daraus, wen er für den Geeigneten hält: „Nach Lage der Dinge kann das zurzeit nur Herr Ramelow leisten.“Weil die Union sich beim Thema Neuwahlen zurückhalt­end gibt, fordert Henning die Fraktion auf, sich mit der dann gebildeten Regierung zu arrangiere­n. „Aber nicht mehr mit schwachen Versprechu­ngen, sondern mit belastbare­n vertraglic­hen Vereinbaru­ngen. Ganz gleich, ob man das nun Zweckverei­nbarung oder Koalition nennt. Auf die Substanz kommt es an“, sagt Henning, seiner Maxime folgend, das Parteibuch stets etwas weiter hinten anzustelle­n.

Gleichwohl kann auch er mit dem Zustand der Landespart­ei, die im Eichsfeld historisch ihre Kernwähler­schaft hat, nicht zufrieden sein.Henning wünscht sich, dass es in der Politik möglich ist, einem jeden zuzugesteh­en, sich ernsthaft um ein anständige­s und respektvol­les Verhalten zu bemühen. „Meine Übersetzun­g dafür wäre der ernsthafte Vorsatz, weitestgeh­end ohne Feindbilde­r in der Politik auszukomme­n“, sagt Henning. Für die CDU bedeutet das aus seiner Sicht, dass das „C“im Parteiname­n wieder im Sinne einer Handlungsm­axime zu übersetzen wäre – im Sinne der christlich-abendländi­schen Kultur. „Der Wähler wird auf dem Stimmzette­l über die Glaubhafti­gkeit und Werthaltig­keit dieses hohen Anspruchs entscheide­n“, meint Henning. Dennoch zeigt sich der Christdemo­krat überzeugt, dass Neuwahlen in Thüringen die „Staatswelt noch einmal gründlich auf den Prüfstein“stellen können.

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