Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Arabische Nächte im Elefantenreservat
Die Zirkus-Familie Weisheit startet ein neues Projekt in Ostthüringen. Eröffnet werden soll am Karfreitag
Tonga bekommt Besuch, sie läuft schneller, um ihn zu begrüßen. Sie sagt den Gästen mit ihrem Rüssel Hallo, lässt sich streicheln. Dann wird weiter gespielt und gefressen. Die 28 Jahre alte Tonga ist eine der drei ElefantenDamen, die ihr neues Zuhause im Starkenberger Ortsteil Kostitz im Altenburger Land bezogen haben.
Die Zirkus-Familie Weisheit aus Gotha ist derzeit damit beschäftigt, auf 35.000 Quadratmetern ein Elefanten-Reservat und einen Erlebnispark zu errichten. Es ist ein Abschied vom reinen Zirkus-Leben. „Grund sind steigende Kosten. Das fängt bei der Platzmiete an und hört bei Brennstoffen auf“, erzählt Hardy Weisheit. Noch schlimmer seien aber die bürokratischen Hürden, die man als Zirkusbetreiber zu nehmen habe. „Deshalb gibt es auch in ganz Europa ein Zirkus-Sterben“, so Weisheit. Es sei schlichtweg nicht mehr möglich, mit dem Zirkus zu reisen und Gewinn zu machen.
Die Familie hat sich also nach einer Alternative umgesehen, bei der sie sich nicht gänzlich vom Zirkus verabschieden muss. Da sie die Tiere nicht in einen Zoo geben will, gehören sie zur neuen Geschäftsidee dazu. „Die Tiere sind Familienmitglieder“, betont Hardy Weisheit. Die asiatische Elefanten-Dame Gandhi sei quasi seine Schwester. „Sie wurde genau wie ich vor 52 Jahren geboren“, erzählt er schmunzelnd. Die Verbindung zwischen ihm und Gandhi sei sehr eng, sagt Weisheit, während er mit ihr schmust und sie an der Stelle am Bauch krault, an der sie es am liebsten mag.
Vor ungefähr zehn Jahren wurde die Idee geboren, Elefanten-Reservat und Erlebnispark zu eröffnen. „Durch Zufall haben wir dann dieses herrliche Fleckchen Erde hier in Starkenberg gefunden“sagt Hardy Weisheit. Alle seien aufgeschlossen gewesen und hätten das Vorhaben nach Kräften unterstützt. „Für den Ort ist es natürlich eine Bereicherung. Und solange alles im gesetzlichen Rahmen ist, ist es in Ordnung“,
sagt der Starkenberger Bürgermeister Wolfram Schlegel (Die Regionalen).
Bis zur geplanten Eröffnung am Karfreitag, 10. April, gibt es aber noch jede Menge zu tun. Wege müssen befestigt und Bänke gestellt werden, an den Gehegen wird ebenfalls gearbeitet. „Wir sind zwölf Leute, ein paar Ehrenamtliche unterstützen uns zusätzlich. Es ist ein Kraftakt, auch finanziell“, gesteht Hardy Weisheit. Er spricht von 14- bis 16Stunden-Arbeitstagen, die jeder absolviere. Wie viel Geld in das Projekt gesteckt werden muss, könne er derzeit nicht abschätzen. Froh ist Weisheit aber, dass er auf die ZirkusAusstattung zurückgreifen kann.
Zum Konzept des Erlebnisparks gehören auch Shows, etwa unter
„Die Tiere sind Familienmitglieder.“Hardy Weisheit, Zirkuschef
dem Motto „Arabische Nacht“, oder auch ein Kinder-Mitmach-Zirkus. Es soll Hüpfburgen, Spielplätze und Wasser-Spaß geben. „Und viele begehbare Gehege“, verspricht Hardy Weisheit. Trampeltiere sollen ebenso zu bewundern sein wie Zebras, die genauso verblüffend seien wie die Elefanten. Es wird eine Streichelwiese eingerichtet, auf der Alpakas, Ponys, Esel oder Schafe weiden. Insgesamt 40 Tiere gehören der Familie.
Von Ostern bis Ende Oktober soll der Park geöffnet haben. Am Weihnachtszirkus in Plauen halten die Weisheits fest. Es gibt aber Überlegungen, ob künftig in Kostitz ein Vorweihnachtszirkus über die Bühne gehen soll. Zum Eintritt – Erwachsene sollen 20 Euro, Kinder 16 Euro zahlen – würden die Shows ebenso gehören wie die Nutzung der Spielgeräte. Ein besonderes Angebot, Hardy Weisheit spricht von weltweit einmalig, sei der ElefantenRanger-Führerschein. Interessierte lernen dabei, die Dickhäuter zu füttern, zu pflegen und zu waschen. Und schließlich dürfen sie sogar auf den Elefanten reiten.