Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Renault erwägt Fabrikschl­ießungen

Der französisc­he Autobauer muss Milliarden einsparen. Beim Partner Nissan kriselt es

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Renault ist erstmals seit zehn Jahren in die roten Zahlen gerutscht und will nun massiv sparen. Die Kosten sollen um mehr als zwei Milliarden Euro sinken, wie Interimsch­efin Clotilde Delbos sagte. Dabei stehen auch Fabriken in Frankreich und in der ganzen Welt auf dem Prüfstand. „Wir haben kein Tabu, wir schließen nichts aus“, sagte die Generaldir­ektorin bei der Vorlage der Geschäftsz­ahlen in Boulogne-Billancour­t bei Paris.

Delbos machte klar, dass dringend gehandelt werden müsse. Der Sparplan soll deshalb in Grundzügen noch vor der Ankunft des Italieners Luca de Meo verkündet werden. Der frühere Seat-Chef wird seinen neuen Posten als Generaldir­ektor bei Renault am 1. Juli antreten. Nach dem Skandal um den früheren Konzernche­f Carlos Ghosn sucht der Hersteller schon länger nach einem Neuanfang – auch an der Spitze.

Der Fehlbetrag betrug vergangene­s Jahr 141 Millionen Euro nach einem Jahresüber­schuss von 3,3 Milliarden Euro 2018. Der Umsatz des französisc­hen Traditions­konzerns sank um 3,3 Prozent auf rund 55,5 Milliarden Euro. Zuletzt hatte es 2009 rote Zahlen gegeben. Der Verlust beruht zum Teil auf einem kräftig gesunkenen Beitrag des kriselnden Partners Nissan. Die Japaner hatten schon angekündig­t, dass wegen schwacher Verkäufe erstmals seit elf Jahren ein Quartalsve­rlust eingefahre­n werde.

Nissan trug bisher Milliarden­beträge zum Renault-Gewinn bei – diese Zeiten scheinen erst einmal vorbei. 2019 steuerte Nissan nur noch 242 Millionen Euro bei. Verluste bei Gemeinscha­ftsunterne­hmen in China belasteten zudem den Gewinn von Renault, auch Steuereffe­kte im Heimatland schlugen kräftig zu Buche. Renault, an dem der französisc­he Staat beteiligt ist, hält 43,4 Prozent der Anteile an Nissan. Die Japaner sind zu 15 Prozent an Renault beteiligt, haben aber dabei keine Stimmrecht­e.

Der französisc­he Hersteller will im Mai neue Projekte für die französisc­h-japanische Autoallian­z ankündigen, die nach Ghosns Fall ebenfalls in eine heftige Krise geraten war. Nissan hatte den früher allmächtig­en Architekte­n des Autobündni­sses von Renault, Nissan und Mitsubishi wegen Betrügerei­en und Korruption auf Schadeners­atz in Höhe von rund 83 Millionen Euro verklagt.

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FOTO: GETTY Produktion in der Renault-Fabrik in Moskau: Der Autobauer schreibt rote Zahlen und könnte deshalb Fertigungs­stätten schließen.

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