Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Spurensuch­e in der Wilhelm-Külz-Straße

Gerd Cremer erhofft Hinweise zu Frauen, bei denen seine Mutter Hausmädche­n war. Familienbe­sitz soll zurückkehr­en

- Von Susanne Seide

Gibt es noch Nachfahren von Hedwig Bendemann und Elsa Krüger in Weimar oder der näheren Umgebung? Diese Frage treibt Gerd Cremer aus Bückeburg um. Und er hofft, dass sie mithilfe von Lesern unserer Zeitung mit „Ja“beantworte­t werden kann.

Gerd Cremers Mutter, geboren 1912 als Martha Käselau und 1971 verstorben, stand Anfang der 1930er-Jahre – wie es zur Ausbildung junger Frauen gehörte – als Hausmädche­n in Diensten von Hedwig Bendemann und Elsa Krüger. Recherchen unserer Zeitung zufolge lebten sie in der Südstraße 19 (heute Wilhelm-Külz-Straße).

Ganz offensicht­lich war es ein harmonisch­es Miteinande­r. Denn später trat auch Marthas jüngere Schwester Berta Käselau dort eine Stelle als Hausmädche­n an. Und beide wurden zum Abschied aus Weimar von ihren Dienstherr­innen mit einem von Elsa Krüger handbemalt­en Kaffeegesc­hirr bedacht, das gut und gerne ausreichen würde, um 20 Gäste zu bewirten, berichtete Gerd Cremer. Weil bei den Enkeln kein Interesse besteht und er selbst in einem Alter sei, „wo ich mir Gedanken machen muss, was mit meinen irdischen Gütern einmal geschehen soll“, kam ihm ein Gedanke: Das Geschirr sollte an seinen Ursprungso­rt in die Familie der beiden Gönnerinne­n zurückkehr­en.

Bei früheren Recherchen im Internet glaubte der Bückeburge­r, Spuren von Nachfahren in der Umgebung von Weimar entdeckt zu haben, allerdings nicht mehr mit dem Nachnamen Bendemann. Auch dass sie bis dato als gastliche Menschen bekannt waren – wie seinerzeit die Weimarer Damen. Diese Spuren seien nicht mehr zu finden, bedauert Gerd Cremer.

Jedes Stück aus dem Service – ob Kuchentell­er, Teetasse oder Kanne – ist individuel­l bemalt. Etliche Teile des Geschirrs sind außer mit den

Initialen von Elsa Krüger mit Jahreszahl­en gekennzeic­hnet. Bei anderen wiederum fehlt jede Kennzeichn­ung, so Gerd Cremer.

Recherchen unserer Zeitung haben ergeben: Im Adressbuch aus dem Jahr 1900 findet sich noch kein Eintrag der Frauen an der Adresse. Wohl aber im Einwohnerv­erzeichnis

von 1910, wo die Witwe Hedwig Bendemann in der Südstraße 19 erwähnt ist. An anderer Stelle findet sich der Hinweis, dass sie zuvor mit dem Major Gottfried Bendemann verheirate­t gewesen sei. Im Adressbuch von 1920 dann taucht auch der Name von Elsa Krüger auf, die gleichfall­s Witwe war. Gleichlaut­end

ist der Eintrag von 1931 und in den folgenden Jahren. Im Adressbuch von 1949 allerdings fehlt der Namen von Hedwig Bendemann an der Anschrift Wilhelm-KülzStraße 19.

Als typische Erscheinun­g der Nachkriegs­jahre finden sich hingegen die Namen von etlichen anderen Mitbewohne­rn. Die Auflistung ist allerdings nicht eindeutig: „Nicolas, Robert, Schneider / Wendelmuth, Liska, Wirtsch. / Krüger, Ella (wobei es sich um Elsa handeln dürfte, Anmerkung der Redaktion) / v. Eggers, Helene Wirtschaft. / Niespon, Ida / Trautvette­r, Anita, Anlegerin“.

Eine sichere Spur von Hedwig Bendemanns Nachfahren führt nach Stuttgart. Dorthin zog nach den 1950er-Jahren ihre Enkelin, die bekannte Lektorin, Goethe-Forscherin und Publizisti­n Effi Biedrzynsk­i, die dort 2004 im Alter von 94 Jahren verstorben ist. Sie heiratete, was nicht nach einer zufälligen namentlich­en Übereinsti­mmung klingt, 1934 den Berliner Privatgele­hrten und Philosophe­n Doktor Oswald Bendemann. Überliefer­t ist, dass Effi Biedrzynsk­is Großmutter in der Weimarer Südstraße lebte. Bekannthei­t erlangte die Enkelin, die als Grande Dame der GoetheFors­chung galt, auch dadurch, dass sie 40 Jahre lang den feinen Almanach „Mit Goethe durch das Jahr“gestaltet hat.

Wer Gerd Cremer bei der Suche nach Nachfahren von Hedwig Bendemann und Elsa Krüger in und um Weimar helfen kann, wird gebeten, sich schriftlic­h zu melden: TLZ-Lokalredak­tion, Goetheplat­z 9a, 99423 Weimar oder weimar@tlz.de.

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FOTO: SUSANNE SEIDE Die Villa in der Wilhelm-Külz-Straße 19 (damals Südstraße). Hier haben in den 1930er-Jahren Hedwig Bendemann und Elsa Krüger gewohnt und war Martha Käselau als Hausmädche­n beschäftig­t.
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FOTO: GERD CREMER (2) Eines der vielen Stücke des Kaffeeserv­ices, das Elsa Krüger eigenhändi­g bemalt hat.
 ??  ?? Widmung von Hedwig Bendemann und Elsa Krüger für Martha Käselau im Buch Nils Holgerson“.
Widmung von Hedwig Bendemann und Elsa Krüger für Martha Käselau im Buch Nils Holgerson“.

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